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31.08.2014 / Lebensunterhalt, Arbeit und die Produktion von Gütern

Veröffentlicht am 31.08.2014

Es erscheint mir als sehr wichtig, dass der Lebensunterhalt – also das, was ein Mensch für ein würdiges Leben in materieller Freiheit benötigt und auch um zu leben verbrauchen muss, die Arbeit – bedeutend das, was ein Mensch für sich, seinen Gaben und Fähigkeiten entsprechend, als schöpferisch-erfüllende Tätigkeit empfindet und aus freien Zügen ausführen möchte, und schließlich die Produktion von Gütern an sich, bewusst von einander so abgekoppelt werden müssten, dass die inhärenten gegenseitigen Abhängigkeiten wieder im Einklang mit der Natur und mit einer nachhaltigen Lebensweise kompatibel werden.

Was ich damit meine ist folgendes:

-       In dem heutigen sozialen und wirtschaftlichen Gefüge „arbeiten“ fast alle Menschen vor allem in der „Produktion“ von (Konsum)-Gütern, denn sogar die Lebensmittel sind mittlerweile zu künstlich konzipierten und hergestellten „Produkten“ geworden, die in einem hart umkämpften Markt mit einander konkurrierend verkauft werden. Die Menschen (d.h. die meisten von uns) „arbeiten“ um ihr „Lebensunterhalt zu verdienen“ – ein Geldbetrag zu bekommen, der ihnen ermöglichen soll, die Menge der (Konsum-) und notwendigen Gütern zu „kaufen“, die ihnen das „Leben“ (wie es heute von den meisten Menschen definiert wird) „leichter machen“. Die privilegierten unter uns tun das zusätzlich auch um ein „Einkommen“ zu erzielen, das ihnen den (Kauf)Zugang zu den (Konsum)Gütern ermöglicht, die sie(wir) glauben zu brauchen um „dazu zu gehören“, „Spaß“ zu haben und letztendlich „glücklich“ zu sein.

-       Als „erfolgreiche“ Menschen werden die Menschen angesehen, die ein sehr hohes „Einkommen“ erzielen und die sich nicht nur die lebensnotwendigen Gütern „leisten“ und sich „Spaß gönnen“ können und zwar in der besten Qualität, sondern die sich vor allem sehr viele Konsum-Gütern anschaffen können – je kostspieliger und überflüssiger die angeschafften Konsum-Gütern, die „besitzt“ werden, als desto „erfolg-reicher“ und vor allem „einfluss-reicher“ wird ein Mensch angesehen.

-       Das erzeugt jedoch, nach meinem Empfinden, folgendes systemisches Problem: wenn der Mensch sich nur dann in „wirtschaftlicher Sicherheit“ wähnen kann, wenn er viel von irgendetwas, egal was, „produziert“ und dieses irgendetwas sich auch „gut verkaufen“ lässt – das bedeutet: Wenn schließlich nur das „Verkaufen“ von irgendetwas sein Lebensunterhalt in Form vom Einkommen sichert - dann wird dieser Mensch (und dieser Mensch sind wir alle) automatisch (d.h. unbewusst) dazu tendieren immer mehr von diesem lebensunterhaltsichernden Irgendetwas zu produzieren, als es tatsächlich (wenn überhaupt) gebraucht wird. Nach meinem Gefühl (und nicht nur nach meinem) wird dieses (unser) Verhalten, wegen dem dadurch unvermeidlich herbeigeführten Öko-Kollaps, letztendlich zu seinem (unseren) eigenen Untergang führen.

Es gibt allerdings auch andere Möglichkeiten, die heute vielleicht undenkbar erscheinen. Aber genau das brauchen wir Menschen – den Mut uns in eine Wirklichkeit hinein zu denken, die heute nur als schönen Traum erscheint, deren Verwirklichung, wortwörtlich in der Tat , in unserer Hand liegt.

In meinem Empfinden wäre es gesunder für alle wenn der Lebensunterhalt, die Arbeit und das Erwirtschaften von Gütern anders mit einander gekoppelt sein würden:

-       Menschen sollten hauptsächlich NUR das produzieren, was für ein Leben ALLER Menschen auf der ERDE im Einklang mit der Natur und miteinander tatsächlich notwendig ist - d.h. nur sehr wenige bis gar keine „Konsum-Güter“, sondern primär tatsächlich gebrauchte  Lebens-Mittel und lebensnotwendigen Infrastrukturen (Nahrung, Kleidung, Obdach, Transport, Kommunikation). Das am besten und soweit wie möglich auf lokaler Basis, in möglich autonomer Selbstversorgungseinheiten, die sich jedoch an sich als ein weltumspannendes Lebens-Versorgungsnetz empfinden und auch als ein solches die gemeinsamen Ressourcen im Einklang mit der Natur und zum Wohle aller Wesen bewirtschaften.

-       Alle lebensnotwendige Güter (damit meine ich das, was ein Mensch tatsächlich fürs Leben braucht und keine Konsumgüter) sollten einem jeden Menschen als sein Grundrecht zur Verfügung gestellt werden – bedingungsloser Lebensunterhalt. Ich nenne dieses Grundrecht hier mit Absicht nicht „bedingungsloses Grundeinkommen“, denn ich sehe die Notwendigkeit eines „Einkommens“ – also, eines GELD-Betrages, der das „Kaufen“ der lebensnotwendigen Mitteln ermöglichen soll – nicht wirklich. In meinem Empfinden muss ein Mensch kein „Einkommen“ haben um leben zu dürfen, sondern der Mensch hat, wie jedes andere Wesen, als Lebewesen ein Geburtsrecht  auf den Anteil der gemeinsamen Ressourcen, der sein würdiges Überleben sichert. Dafür muss sich der Mensch jedoch bewusst in den Kreislauf der Natur wieder einfinden – das bedeutet, dass auch der Mensch sollte sich auf der ERDE nur so „lang  machen“ wie die gemeinsame „Decke“ es erlaubt und zwar so, dass alle anderen Lebewesen, von denen schließlich auch das eigene Überleben der Menschen abhängt, auch überleben können.

-       Das Erwirtschaften der für Menschen lebensnotwendigen Gütern soll anhand von Erhebungen des tatsächlichen Bedarfs der Gemeinschaften lokal, national und weltweit, mit Hilfe von neuesten Technologien und im Einklang mit dem Kreislauf der Natur ausgeführt werden. Dabei sollten in dieser Aktivität, im Gegensatz zum heutigen Verhalten, nur so wenige Menschen  wie nur möglich involviert werden müssen. Die Technologie, die das ermöglichen kann, ist bereits vorhanden – es geht vielmehr darum wie, wofür und mit welcher Absicht  die Technologie eingesetzt wird.

-       In dem bewussten und behutsamen Bewirtschaften der gemeinsamen Ressourcen sollen darüber hinaus vor allem die Menschen involviert werden, die diese Arbeit, von sich aus im Sinne der Gemeinschaft der Erde, auch sehr gerne machen würden – d.h. diese Arbeiten sollten auch hauptsächlich von den Menschen ausgeführt werden, die notwendigen Gaben, Fähigkeiten und die Berufung dafür verspüren sich dieser enormen Verantwortung zu stellen. Solche Menschen werden jedoch diese Aufgabe nicht alleine bewältigen können und auch nicht sollen, denn diese ist eine gemeinschaftlich Aufgabe. Die Menschen, die sich berufen fühlen, sollen von wirklich freiwillig-dienstleistenden  Menschen unterstützt werden – jeder Mensch sollte die Einsicht haben, dass er seine Arbeitskraft, Fähigkeiten und Gaben eine Zeit seines Lebens (z.B. 10 Jahre zwischen dem 25. und 45. Lebensjahr) im Dienste der (Welt)Gemeinschaft freiwillig stellen muss. Das ist das freiwillige Geschenk, Teilgabe und Teilnahme an den bedingungslosen Lebensunterhalt, das auch sie selbst, im Lauf ihres ganzen Lebens, von der Gemeinschaft geschenkt bekommen haben und bekommen werden. Das wäre ein wirklich guter und nachhaltiger Sozialvertrag, nach meinem Gefühl – jeder Mensch als Teil der Gemeinschaft trägt mit seinem Wesen maßgebend bei das gemeinwohl aller zu sichern.

-       Des Weiteren sollen die Unterstützer im Laufe ihres Dienstes so viele Aufgabenarten erledigen wie nur möglich, sodass sie auch unmittelbar mit den Auswirkungen der Menschenlebensweise konfrontiert werden und ihre eigene Verantwortung besser nachvollziehen können – damit sind hier vor allem die Arbeiten, die unser heutiges soziales Gefüge für „niedrig“ klassifiziert und mit den geringsten Löhne (ent)würdigt: Müllabfuhr, Müllentsorgung und -recycling, Abwasser- und Kanalisationsreinigung und Wartung, Straßenreinigung, Reinigung und Wartung von öffentlichen Sanitäranlagen und Einrichtungen sowie viele andere Arbeiten, die heute keiner von uns gerne machen würde, die jedoch für ein gesundes gemeinschaftliches Leben von grundlegender Bedeutung sind.

-       Die Menschen die im Dienste der Dorf/Stadt/Gemeinde/Welt-Lebensgemeinschaft arbeiten sollen Rollen auf Zeit bekleiden, Rollen die wie Zahnräder im großen Bewirtschaftungssystem des Planeten zu verstehen sind – alle gleichwertig und gleich wichtig: nur die erfolgreiche Erfüllung aller Rollen gemeinsam kann das Leben auf dem Planeten sichern. Aus diesem Grund sind die Rollen die eine koordinative Funktion haben, nicht als „Führungsrollen“ im heutigen Sinne zu verstehen – ein Mensch der die Fähigkeit besitzt, den Überblick über die Ausführung von komplexen Aufgaben zu behalten ist den anderen Menschen, die mit ihm gemeinsam arbeiten nicht höher gestellt, sondern, im Gegenteil, seine Rolle verlangt, dass er dafür sorgt, dass alle anderen, die im Detail arbeiten müssen, effektiv und effizient im Sinne aller arbeiten können – die koordinative Funktion macht einen Menschen nicht zum besser bezahlten, privilegierten „Chef“, sondern zeichnet nur die geeignete, jedoch gleichwertige Fähigkeit aus, die im Sinne des Gemeinwohls am „richtigen Platz“ eingesetzt wird.

-       Der große Vorteil dieser Vorgehensweise wäre, dass alle andere Menschen, die nicht für alle ihren Dienst leisten, oder ihre Berufung dort gefunden haben, und die durch die bedingungslose Grundversorgung tatsächlich ein sicheres und freies Leben führen können, dann die Möglichkeit haben werden sich entsprechend ihrer Gaben und Fähigkeiten in eine ihrer Berufung entsprechende Tätigkeit schöpferisch zu entfalten und somit ihr Beitrag an die Weiterentwicklung der menschlichen Gesellschaft zu leisten. Im welchen Bereich aus immer das passieren würde, würde die Ausübung einer Tätigkeit nicht damit belastet, dass sie etwas „produzieren“ soll, was sich „erfolgreich verkaufen“ lässt, sodass der tätige Mensch „davon leben kann“. Sie wäre viel mehr und vor allem Ausdruck der Entfaltung der eigenen Schöpferkraft eines, oder, wenn Menschen sich dafür zusammen tun, mehreren Menschen.

-       Die Erfüllung der eigenen Berufung eines bewussten Wesens, eines Menschen, ist nach meinem Gefühl eine viel stärkere Antriebskraft für eine nachhaltige spirituelle und technologische Weiterentwicklung als das so hochgelobte „Marktprinzip“. Kooperation eröffnet viel mehr Möglichkeiten, Tore und Wege als die Konkurrenz jemals könnte und das aus einem einzigen wichtigen Grund: ein kooperatives Wesen hat einfach ein vielfach größeren Blickwinkel als ein konkurrierendes Wesen und kann dadurch viel mehr Chancen für wahrhaftig gutes Leben wahrnehmen und auch erkennen.

Um diese Vorgehensweise verwirklichen zu können muss, in meinem Empfinden, von einem höheren Grad des individuellen Bewusstseins vorausgegangen werden, der gleichzeitig auch eine zum bedingungslosen Lebensunterhalt zusätzliche Entlohnung (der Arbeit für die Gemeinschaft) ausschließt. Der Dienst an die Gemeinschaft zu der ein Mensch gehört – und ein Mensch gehört automatisch zu der großen Gemeinschaft der Lebewesen auf diesem Planeten – sollte nach meinem Gefühl für jedes bewusste Individuum, das heißt für jeden Menschen, eine selbstverständliche Selbstverpflichtung sein, sich als verantwortlicher Mitglied der Erdengemeinschaft  zu verhalten. Dabei ist mir schmerzlich klar, dass wir, die Menschen von heute, um dieses Selbstverständnis zu erreichen, noch einige Zeit unterwegs auf unseren eigenen spirituellen Entwicklungsweg sein werden …

In diesem Sinne wäre die Hauptabsicht des schöpferisches Tätig-Seins in erster Linie das Hüten des Lebens an sich und danach die Erhaltung und sinnvolle Mehrung  (d.h. mit dem, was das Leben schützt und dem Leben dient) des Gemeinwohls gleichwohl ALLER Wesen auf dem Planeten - die Nutzung von gemeinsamen und vor allem begrenzten Ressourcen wäre davon abhängig, inwiefern die so ausgeübte schöpferische Tätigkeit der Menschen dem Gemeinwohl aller Wesen auf dem Planeten tatsächlich dient.

Im Moment ist dies nur noch eine weitere mögliche Vorgehensweise, eine Alternative in ihren früheren Anfängen. Es gibt allerdings Menschen, die es bereits angefangen haben, in lokalen Projekte diese Alternative in die Wirklichkeit umzusetzen. Es sind Menschen die sich diesem neuen Denken eröffnet und Werkzeuge und Verfahrensweise des gemeinsamen schöpferischen Arbeiten entwickelt haben und diese allen anderen Menschen bedingungslos zur Verfügung stellen. Diese Menschen brauchen unsere Hilfe und zwar von jedem anderen Menschen auf diesem Planeten.

Wie sie zu finden sind? Es reicht aus im Internet nach Begriffe wie Gemeinschaftsbildung, Nachhaltigkeit, partizipatorische Demokratie, Dialog, lernende Organisation, systemisches Denken, alternatives Lebensweisen, Transition, U-Prozess, Postwachstum, Gemeinwohl zu suchen. Der Rest ergibt sich dem wirklich interessierten Menschen aus dem bereits gefundenen Kontext. Ich weise hier, in meinem Blog, mit Absicht auf nichts spezielles hin – nach meinem Empfinden sollte jeder Mensch seinen Weg und Zugang bewusst selbst finden, denn nur so wird auch die notwendige Vielfältigkeit aufbewahrt, die für eine gesunde Entwicklung unseres Spezies grundlegend ist. Die bereits entwickelten Ideen sind nur Entwürfe, die eine unbelastete, unvoreingenommenen Weiterentwicklung benötigen – je mehr Menschen sich daran beteiligen, desto mehr Ansichten werden mit integriert und somit werden auch die Ergebnisse dieser Weiterentwicklung den Vorstellungen der großen Erdengemeinschaft desto mehr entsprechen.