Vision einer neuen Wirklichkeit

Wie ist diese Wirklichkeit, diese Welt in der wir leben, überhaupt entstanden? Warum haben wir, die Menschen, diese Lebensweise erschaffen, so wie wir sie heute wahrnehmen? Woher kommt unser Bestreben nach Haben und Sicherheit und warum streben wir nicht, statt dessen, nach einem einfachen Sein? Welche sind die Urbilder die uns Menschen geprägt haben und sind diese Bilder heute immer noch aktuell? Warum tun wir uns so schwer das los zu lassen, was uns hierher geführt hat?

Nach meinem Empfinden war das aktuelle Weltbild bisher notwendig. Dafür notwendig, um den technischen Fortschritt in der Geschwindigkeit, mit der er tatsächlich auch passiert ist, überhaupt zu ermöglichen. Dank dem Streben nach gesichertem Wohlstand haben wir, im Leistungsrausch, Werkzeuge, Technologien und Wirtschaftssysteme entwickelt, die uns Macht und Kontrolle über das verleihen sollen, was uns bedrohlich erscheint und Angst macht.

Heute scheint es jedoch für immer mehr Menschen offensichtlich geworden zu sein, dass ein Paradigma des Leistungzwangs nicht mehr aktuell ist. Es ist schmerzhaft merklich, dass das vorhandene System kurz davor ist sich zu überschlagen und ins Gegenteil über zu gehen, bishin zur totalen Sebstzerstörung. Nicht mehr lange und wir werden über das Ziel hinaus schiessen, wenn wir so weitermachen. Dessen sind sich sicherlich mindestens die Menschen unter uns bewusst, die immer mehr das Gefühl bekommen, dass es so nicht stimmen kann, wie wir alle miteinander leben. Es scheint so zu sein, dass das Altgedachte die notwendige Antworten nicht mehr liefern kann. Das Wort über einen Wandeln der passieren soll, oder bereits im Gange ist, ist immer lauter geworden und öfters zu hören.

Was könnte jedoch das Neue sein?

  • Ich persönlich träume von einer Welt in der jeder Mensch die Möglichkeit hat sich bedingungslos zu verschenken, statt gezwungen zu sein sich verkaufen zu müssen.
  • Eine Welt in der jeder Mensch, befreit von der Sorge des Lebensunterhaltsverdienens, sich dem widmen kann, wer und was er ist, und das Entdeckte bedingungslos allen anderen Menschen verschenken kann, ohne sich dabei Gedanken um die eigene Vermarktung und den materiellen Erfolg machen zu müssen.
  • Eine Welt wo der technische Fortschritt jedem die Lebensgrundlage (Nahrung, Kleidung, Obdach, Bewegungsmittel, Kommunikation) in gleichermaßen bedingungslos zur Verfügung stellt.
  • Eine Welt in der alle Menschen gemeinsam die Ressourcen unseres Planeten bewirtschaften und wo das Geld (wenn überhaupt notwendig) tatsächlich nur als das betrachtet wird, was es tatsächlich ist – ein Mittel um die sinnvolle Ressourcenwirtschaft zu erleichtern.
  • Eine Welt in der jeder Mensch sich bewusst ist, dass er als Individuum jedoch nur ein Teil einer großen Gemeinschaft ist und dass alle Teile dieser Gemeinschaft in einer unabdingbaren gegenseitigen Abhängigkeit miteinander verbunden sind.
  • Eine Welt in der jeder Mensch seinen tatsächlichen Bedarf fürs Leben bewusst im Kontext der großen Gemeinschaft der Menschheit betrachtet.
  • Eine Welt in der jeder Mensch sich bewusst ist, dass es von jedem, für eine Zeit, freiwillig einen Dienst an die unmittelbare Gemeinschaft, an die Menschheit und an den Planeten zu leisten ist, zum Wohle aller Wesen die zusammen leben.
  • Eine Welt in der wir Menschen wahrlich die Hüter des Lebens sind.

Das, was für eine neue Welt gebraucht wird, ist nach meinem Empfinden bereits vorhanden. Wie würde wohl die Welt aussehen wenn, zum Beispiel, das gesamte menschliche Potential, das jetzt in der Rüstungsindustrie, sowie Marketing-, Versicherung-, Werbe- und Finanzwelt blockiert ist, sich dafür einsetzen würde Lösungen für ein gemeinsames und gemeinschaftliches Leben aller Menschen zu konzipieren und umzusetzen? Für eine Welt in der, natürlich und selbstverständlich, die Menschen für die Menschen und für ihren Lebensraum da sind. Für eine Welt in der alle Potentiale zusammen wirken. Für eine Welt in der die Belohnung allein in dem Dazugehören implizit mitinbegriffen wäre … ?

Es ist mir natürlich bewusst, dass dieser Traum, aus der heutigen Perspektive, noch fast nicht realisierbar erscheint. Und ich allein habe noch keine Lösungen für die allgemein bekannten Probleme, die jeder, der aus der heutigen Sicht vielleicht „natürlich“ Bedenken habend, sofort aus den Ärmel schüttelt. Klar, dass es ein vollkommen neuer Weg ist und dazu ein so radikaler, dass alles was wir kennen und gewohnheitslieb gewonnen haben, auf einmal geändert werden müsste.

Aber wer sollte dies versuchen, wenn nicht wir? Wir, die diese aktuelle Wirklichkeit, die gut war bis jetzt, aber jetzt ausgedient hat, noch am Leben erhalten? Wer sollte sonst das neue Lebensparadigma der Menschheit erschaffen? Wer außer uns kann die Perspektive wechseln und eine neue Vision ermöglichen?

Ich bin mir sicher, dass nur wir gemeinsam fähig sind die Lösungen zu entwickeln, die diese Vision zur Wirklichkeit werden lassen können. Wir können diesen Weg nur gemeinsam gehen – miteinander und für einander.

Cristian Dodita