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13.04.2014 / Auch eine „gute Absicht“ kann in die Irre führen …

Ich bin immer wieder sehr erstaunt darüber, wie unterschiedlich die Ansichten über was das „Gemeinwohl“ sein soll sind und wie gefährlich die unachtsame Verwendung von Begriffen in diesem Kontext sein kann. Vor allem die Menschen, die meinen sich für das Wohl aller  eizusetzen, empfinde ich in dieser Hinsicht als zum tiefen Nachdenken über das was sie schreiben (und damit in die Welt setzen) streng verpflichtet. Diese Verpflichtung ist und bleibt allerdings strikt subjektiv und von dem jeweilig eigenen Weltbild stets geprägt. Die Schleier des erlebten Status Quo sind undurchsichtig und verwirrend und werden von jedem von uns sehr unterschiedlich wahrgenommen, interpretiert und als Basis für ein weiteres Vorgehen verwendet. Es wird mir zunehmend bewusster, dass gerade die Menschen, die meinen für das Wohl aller  sich einzusetzen, auch die Menschen sein können die, trotz „guter Absicht“, Missverständliches in das Gedankengut aller einpflanzen und pflegen können.

Aus diesem Grund bleibt es stets auch die eigene Verpflichtung des Lesers, sich kritisch mit jedweder Schrift-Aussage zu beschäftigen, diese nur als eine der vielen möglichen Ansichten zu betrachten und so, dem inneren Gefühl folgend, das für das Leben Gesundheitsfördernde von dem eigentlich für das Leben Giftigen selbst zu unterscheiden …

Ich nehme dafür als Beispiel das Buch vom Ryszard Lempart „Spirit of Sharety“ (eng. – Geist des Teilens), das ich neulich mit sehr viel Neugierde gelesen habe. Hr. Lempart plädiert für das „produktive“ Teilen von Materiellem als Lösung für das aktuelle Ungleichgewicht in der Welt und damit als Weg zu mehr soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit für alle Menschen. Mit „produktivem Teilen“ meint er (Seite 51):

„Das produktive Teilen beruht auf dem Grundsatz der Effektivität. Es wendet sich an Benachteiligte mit dem Ziel, für sie bessere Lebensbedingungen und Entwicklungsmöglichkeiten zu schaffen. Im Unterschied zur Kompensation, die auf die Notlinderung ausgerichtet ist, soll produktives Teilen die Betroffenen aus ihrer Bedürftigkeit herausholen. Es entspricht damit dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe. Wer produktiv teilt, erzeugt damit die nachhaltigste Wirkung.“

Ich halte diesen Ansatz für sehr interessant und habe mich deswegen intensiv damit beschäftigt. Desto mehr bin ich über die Sichtweise des  Hrn. Lempart im Bezug auf manche Themen und Aspekten sehr verwundert und sogar besorgt. Aus diesem Grund möchte ich hier einige wenigen Aussagen in seinem Buch mit meinen Anmerkungen anreichern, das auch in der Hoffnung damit auch bei Ihnen, den Lesern meiner Ansichten, die Neugierde zu erwecken sich kritisch-kooperativ damit zu befassen.

Ryszard Lempart schreibt gleich im ersten Absatz des ersten Kapitels seines Buchs:

„Wir sind ein Teil der globalen Welt, in der ein erbarmungsloser Wettbewerb um Arbeitsplätze und Absatzmärkte herrscht. Gleichzeitig leben wir aber in einer Wohlstandsgesellschaft. Diese zeichnet sich durch Produktivität, Besitz und Konsum aus. Wir erwirtschaften viel, weil wir wettbewerbsfähig sind und dabei viel absetzen und viel verbrauchen. Der Kreislauf von Gütererzeugung, Absatz und Verbrauch hält unsere Wirtschaft am Leben. Er sichert auch unseren Wohlstand, sofern wir uns weiterhin im Wettbewerb behaupten können. Daran werden auch keine Sozialutopien etwas ändern. Die hohe Wettbewerbsfähigkeit bleibt der Schlüssel zum Erfolg einer modernen Gesellschaft.“

Ich musste persönlich den Absatz mehrmals lesen. Er schreibt in der Tat, anscheinend voll davon überzeugt: „Daran werden auch keine Sozialutopien  etwas ändern“ – und damit meint er (in meinem Verständnis), dass Wohlstand nur in Folge des Wettbewerbs entstehen kann, der Produktivität, Absatz und Konsum fördert.

Da ist sie wieder, die sehr bekannte Marktwirtschaftliche-Masche: der Konsum als Förderer des Wohl-Stands. Hr. Lempart schreibt sogar noch dazu: „…sofern wir uns weiterhin im Wettbewerb behaupten können.“ – dabei stellt er sich überhaupt nicht die Frage: was soll mit den Menschen passieren, die sich (in diesem System) nicht behaupten können? Haben sie kein Recht auf ein Leben in Wohlstand, im Wohl-Sein? Sind sie, weil sie sich nach den Regeln eines marktwirtschaftlichen Wettbewerbs nicht „behaupten“ können, minderwertiger als die Menschen, die sich „behaupten“ können? Und wer hat die Regel des „sich behaupten“ überhaupt festgelegt? Vielleich gerade die, die so am besten auf der „Gewinnerseite“ bleiben können? Ein harter und kurzsichtiger Urteil, um es mild auszudrücken, für mich unerwartet von einem Menschen getroffen, der behauptet sich für das Wohl aller  eizusetzen. Das erinnert mich an George Orwells „Farm der Tiere“: „alle (Menschen) sind gleich, aber manche sind _gleicher_ als die anderen“ (nur sinngemäß zitiert) – und stellt für mich gleichwohl die Frage: Wer maßt sich an die Menschen in Klassen und Kasten zu unterteilen? Eine solche Welt, in der bewusste Wesen  grundsätzlich einer Ungleichheit ausgesetzt werden, ist für mich keine soziale Weiterentwicklung. Für mich sind alle Menschen gleichwertig und haben das gleiche Geburtsrecht ein gutes Leben leben zu können und in ihrer jeweiligen einzigartigen Entwicklung als eigenständigen Individuen von der Gemeinschaft unterstützt und gehütet zu werden.

Herr Lempart, der sich für eine Welt sich einsetzt, in der das Teilen durchs Schenken eine große Rolle bei der gerechten Verteilung der Chancen spielen soll, schreibt jedoch im Kapitel 3, Seite 61 auch folgendes:

„Was Unternehmen als Gewinn erwirtschaften oder was Manager verdienen, ist am Verhältnis zwischen Leistung und Ertrag zu bewerten. Ist das Verhältnis angemessen, ist auch das Tauschen gerecht. Es darf an dieser Stelle nicht mit der sozialen Gerechtigkeit verwechselt werden.“

Ich hätte dazu folgende Anmerkungen bzw. Fragen:

  • Nach welchen Regeln wird die „Gerechtigkeit“ zw. Leistung und Ertrag und die „Angemessenheit“ deren Verhältnis festgestellt?
  • Warum sollte irgendeiner Mensch „mehr“ materielles verdienen – wenn jeder Mensch nur einen begrenzten tatsächlichen  Bedarf haben kann – und was genau sollen die Menschen mit diesem „mehr“ tatsächlich anfangen können/sollen?

– Hier erwarte ich einfach mal eine andere Antwort, als die klassische „ohne materiellem Anreiz würde es keine Innovationen und Entwicklungen geben“- ich weiß aus meiner eigenen Erfahrung, dass dies ab einem gewissen Grad der Bewusstheit und spirituellen Entwicklung, den ich z. B. auch beim Hrn. Lampert voraussetze, der materielle Anreiz allein keine treibende Kraft mehr für irgendeine Art von Entwicklung sein kann, sonder stellt sich desto mehr als Hindernis für diese ein.

  • Wer/was stellt sicher, dass die „Mehrverdiener“ das, was sie „mehr“ verdienen würden, auch sinnvoll für die Gemeinschaft einsetzen werden und nicht nur egoistisch für sich, für Machtausübung, Koruption, Missbrauch und übermäßiges Konsum?
  • Warum sollte das „mehr verdienen“ im Sinne einer Anerkennung der eigenen Person, des Individuum relativ zur Gemeinschaft sinnvoll sein?
  • Was ist mit der Verpflichtung  gegenüber der Gemeinschaft, die ein jeder Mitglied einer Gemeinschaft empfinden sollte, und die daraus resultierende Anerkennung als Ausgleichsleistung seitens der Gemeinschaft– warum kann diese stattdessen nicht ausreichend sein?

Das ist jedoch nicht alles. Gleich danach postuliert Hr. Lampert (Seite 62):

„Gewinne können ökonomisch gerecht sein, sozial dennoch als ungerecht empfunden werden.“

Ach ja? Dann, wenn das so zu sehen ist, dann ist die „Ökonomie“ – so wie Hr. Lampert sie beschreibt, nach meinem Empfinden, leider nichts Gerechtes. In diesem Zusammenhang wundere ich mich auch sehr, über wie Hr. Lempart dazu kommt zu behaupten, dass die soziale von der ökonomischen Ungerechtigkeit überhaupt trennbar wäre! Das wäre ein Freischein zu jeglicher Art Verbrechen gegen Grundwerte und Rechte des Lebens. Ups, das IST bereits so – das Verbrechen erleben wir leider bereits tagtäglich überall auf unserem Planeten … Es geht aber noch weiter (Seite 63):

„Eine konstruktive Problemlösung besteht darin, mehr Ethik in der Wirtschaft zu etablieren. Sie wird jedoch nicht gefördert, indem man ökonomischen Erfolg ethisch infrage stellt. Vielmehr geht es darum, dass sich die Unternehmen dort für soziales Engagement öffnen, wo sie gestalterische Spielräume haben. Das Teilen ist demnach so zu definieren, dass es auch im Wirtschaftsbereich erfolgreich praktiziert werden kann, ohne die Gesetze der Marktwirtschaft außer Kraft zu setzen. Es sollte dabei über Motivation statt über Kritik propagiert werden.“

Ja, Motivation bringt immer mehr als Kritik. Jedoch, wozu dient der erwähnte „ökonomische Erfolg“ im Sinne eines Gemeinwohls, als Dienst an die Gemeinschaft? Gerade der „ökonomische Erfolg“, der mit allen Mitteln und zum jeden Preis verfolgt wird, produziert als Auswirkung die sozialen und ökologischen Gleichgewichtsstörungen, die dann durch das Teilen gemildert und korrigiert werden sollen – das ist, meinem Empfinden nach, höchst widersprüchlich! Warum darf eine Minderheit erst der Mehrheit (und der Umwelt) alles Materielle „ökonomisch gerecht“ weg nehmen (oder verbrauchen), um dann das selbst produzierte Ungleichgewicht durch das „produktive Teilen“ (des so erzielten „ökonomischen Erfolgs“) zu mildern? Denn von Wiedergutmachung wären wir noch sehr weit entfernt. Warum das Materielle nicht gleich dort lassen, wo es tatsächlich gebraucht wird (und lebt) – bei den wahren Leistungsträgern unseren Gesellschaft, die sich dann unmittelbar um sich selbst und ihre Umwelt kümmern können?

Diese Frage beantwortet Hr. Lempart einige Absätze weiter. Auf Seite 63 gibt Hr. Lempart seine Definition der „Leistungsträger des ökonomischen Systems“ preis, Definition die mich sehr nachdenklich stimmt:

„In den öffentlichen Debatten wird das Teilen oft als Kritikinstrument eingesetzt. Der Satz, dass sich die „Wirtschaftsbosse“ wegen ihrer Millionengehälter schämen sollten, enthält indirekt den Vorwurf, dass sie nicht teilen würden. Die Leistungsträger unseres ökonomischen Systems werden somit als schlechte Menschen abgestempelt. Und weil sie schlecht seien, dürfe man öffentlich auf sie einprügeln.“

In meinem Empfinden stimmt diese Aussage von Hrn. Lempart überhaupt nicht mit der erlebten Wirklichkeit überein. Diese Menschen, die „Wirtschaftsbosse“, sind in meinem Empfinden KEINE „Leistungsträger“ für die Gemeinschaft, für die Menschheit, sondern nur für das Wirtschaftssystem, von dem sie selber am meisten profitieren!

Die „Leistung“ eines „Leistungsträger“ sollte an der Nachhaltigkeit seiner Auswirkungen auf die Umwelt und an der Anzahl der Menschen (und sonstige Lebewesen), die dadurch unmittelbar zu einem erfülltes eigenständiges Leben Unterstützung und Chancengleichheit bekommen, gemessen werden. Die wahren  Leistungsträger sind die Menschen die sich in erster Linie für die Erhaltung des Lebens in aller Formen und Variationen einsetzen und, interessanter Weise, ist bei diesen Menschen stets zu beobachten, dass sie auf das vom Hrn. Lempart so gelobte „wirtschaftliche Erfolg“ sehr wenig bis gar keinen Wert legen. Im Gegensatz, diese Menschen zeichnen sich dadurch aus, dass sie ein bewusstes und rücksichtsvolles Leben führen. Ein Leben in dem sie, auf der einen Seite, nur so viel konsumieren und „verdienen“ wollen, wie sie auch tatsächlich persönlich brauchen und, auf der anderen Seite, in dem sie pflegen sich selbst mit ihren Gaben und Fähigkeiten im Dienst für die Gemeinschaft wahrlich zu verschenken.

In dem aktuellen marktwirtschaftlichen System sind die wirkliche  Leistungsträger ALLE Menschen die sich an der Marktwirtschaft sich beteiligen, denn erst sie machen dieser Form des Austausches überhaupt möglich – schön wäre es allerdings, wenn diese Menschen auch tatsächlich frei und nachhaltig Austauschen könnten und nicht von den Zwängen einer „neoliberalen freien Marktwirtschaft“, deren Regeln von wenigen für die wenigsten konzipiert wurden, geknebelt wären. Die Leistungsträger unserer Erden-Gemeinschaft sind die Menschen die, aus Überzeugung im Dienst an die Menschheit (und nicht für ein materielles Verdienst) das erzeugen, was tatsächlich gebraucht wird. Der Mensch an sich arbeitet in natürlicher Weise für das was gebraucht wird, wenn und wann es gebraucht wird. Er braucht dafür keinen „Arbeitsplatz“, der von einem selbst ernannten „Arbeitgeber“ „zur Verfügung“ gestellt wird.

Ich frage mich ernsthaft, ob Hr. Lempart tatsächlich nicht wahrnimmt, dass die meisten (wenn nicht sogar alle) „Wirtschaftsbosse“ des aktuellen marktwirtschaftlichen Systems lediglich „Geschäfte“ erfinden, die in letzter Instanz  nur für sie selbst einen Profit in Form von Materiellem erzeugen und keinen tatsächlichen Bedarf  der Menschen und Menschheit abdecken. Sie rechtfertigen ihre „wirtschaftlichen“ Aktivitäten damit, dass sie „Arbeitsplätze erschaffen“. Was in diesem Kontext jedoch von den „Wirtschaftsspezialisten“ sehr gerne „übersehen“ wird ist, dass die Menschen, die dann die so „erschaffenen“ Arbeitsplätze belegen, dies es gezwungenermaßen tun müssen, weil sie sonst, nach den geltenden Regeln des heutigen Wirtschaftssystems, nichts anderes tun dürfen! Die Menschen die Arbeitsplätze in Anspruch nehmen, tun dies überwiegend weil wenn sie nur das tun würden, was deren tatsächlichen Gaben und Potential entspräche, sie in diesem System nicht das Geld „verdienen“ könnten, das sie fürs Essenbesorgen benötigen. Würden die Menschen diesem Zwang nicht unterlegen, dann würden sie freiwillig keinem fragwürdigen Unternehmen ihre Arbeitskraft für Brot verkaufen. Menschen schließen sich freiwillig nur Unternehmen an, die der Gemeinschaft und dem Leben dienlich sind, denn jeder von uns kann es innerlich wissen, wenn ein solches Unternehmen gebraucht wird. Warum wissen  wir das? Weil wir fühlen, dass es uns selbst gut tut und verspüren dadurch den inneren Wunsch mit zu wirken.

Die heutig so gelobten „Wirtschaftsbosse“ erbringen der Menschheit keine besonders _gute_ Leistung, sondern durch die eigenen Machenschaften in der Finanzwelt, durch Korruption und Betrug und unfaires Handeln erbringen sie eine besonders _schlechte_ Leistung der Menschheit. Statt ihre Fähigkeiten und Potentiale in Dienst der Menschheit für das Wohl aller einzusetzen, setzen sie sich für egoistische, kurzsichtige und in letzter Instanz für den ganzen Menschheit und das Leben zerstörerische Vorgehensweisen ein. Das ist, in meinem Empfinden, definitiv nicht das Merkmal eines Leistungsträger!

Die hochgelobten Manager, Geschäftsführer und Besitzer der Rüstungsindustrie, die Waffen produziert, der Agrar- und Pharmakonzerne, die das Leben patentieren wollen, der Versicherungen und Banken, die das Geschäft mit der Angst vor der Zukunft betreiben, der Kohle- und Öl-Konzernen, die gegen eine kostenlose Energieversorgung arbeiten, der Autoindustrie, die umweltschädigende Motoren bevorzugt, sowie die Öl-Scheichs, die für die wenigen „Gutbetuchten“ dieser Gesellschaft unsinnige Sand-Inseln im Meer aufschütten und sinnlosen Wolkenkratzer in der Wüste bauen lassen, und auch sonstige Geld-Zäsaren, all diese sind in meinem Empfinden keine „Leistungsträgern der Gesellschaft“, sondern die Auswüchse eines schädigenden und sogar lebensbedrohlichen Denkens, in dem der Mensch nur eine FTE = Full Time Equivalent geworden ist und schließlich das Leben selbst in Geld und Profitchancen abgewertet wird.

Allerdings, dass diese Menschen so agieren, und hier stimme ich dem Hrn. Lampert zu – die „Wirtschaftsbosse“ dürfen nicht als „schlechte Menschen“ abgestempelt werden –  ist nicht allein auf die einzelnen Personen zurückzuführen. Dieser Zustand ist historisch gewachsen und von uns, allen Menschen, zusammengebastelt. Diese Verantwortung tragen wir alle, auch wenn es uns nicht bewusst ist, oder wir unbewusst diese Verantwortung nicht übernehmen wollen. Das System, was wir gemeinsam  kreiert haben, zwingt den (sich unbewussten) Menschen zu einem der Menschheit und dem Leben an sich schädlichen Verhalten. Ein Verhalten, das jedoch, von denen, die letztendlich kurzfristig davon profitieren, stets als „richtig“ und „berechtigt“ verklärt wird. Ein in sich geschlossener Kreislauf, aus dem es gilt auch gemeinsam  auszubrechen.

Ich habe in der Tat das (Online-)Buch von Hrn. Lampert sehr aufmerksam gelesen und ich hätte noch seitenlangen Anmerkungen dazu. Ich finde jedoch, dass jeder von Ihnen, den Menschen, die das von mir Geschriebene gerade lesen, sich selbst ein Bild über das Konzept von „Spirit of Sharety“ machen könnte und, wenn möglich, danach mit einander (und wenn Sie möchten auch mit mir) darüber in den Dialog gehen sollte.

Ich kann der Grundidee des Teilens und Schenkens im Buch nur zustimmen, vielen der verwendeten Definitionen von Hrn. Lampert und der von ihm vorgeschlagenen Ausführung wiederrum nicht ganz. Das liegt daran, dass ich die Welt nur aus  meinem Blickwinkel betrachten kann. Und wie ich, kann Hr. Lampert die Welt auch nur aus seinem Blickwinkel betrachten. Aus diesem Grund empfinde ich es als sehr wichtig, dass in uns Menschen bewusst die Bereitschaft gepflegt wird, unsere Ansichten gegenseitig kennenzulernen und uns darüber in einem offenen Dialog auszutauschen – je mehr Ansichten bewusst gemeinsam wahrgenommen werden, desto vollständiger das Bild, das wir alle von uns selbst bekommen. Nicht zuletzt können wir dadurch auch sicher(er) stellen, dass wir uns, auf unserem gemeinsamen Weg, trotz unserer „guten Absichten“ nicht verirren werden.

23.03.2014 / Was fördert die persönliche und soziale Weiterentwicklung des Menschen?

In einem Sozialstaat ist es anscheinend systemimmanent, dass die Mehrheit der Menschen, weil sie doch (im Vergleich zu Völkern anderen Staaten, die einer von materieller Unsicherheit geprägten sozialen Ordnung unterworfen sind) im relativen Luxus leben, nicht mehr so intensiv den Wunsch aufzubegehren  verspüren und, offensichtlich aus Angst das zu verlieren, was sie glauben zu „haben“, bereit sind offensichtliche soziale Ungerechtigkeiten zu akzeptieren, solange sie selbst in der eigenen Komfortzone „nicht direkt betroffen sind“.

„Nicht direkt betroffen“ zu sein bedeutet hier, dass alles, was nicht unmittelbar im eigenen Geldbeutel als direkter subjektiver Verlust wahrgenommen  werden kann, kann und wird auch willentlich ausgeblendet. „Ich kümmere mich um meine Angelegenheiten“ ist das Hauptverhaltensmuster, das das „komfortable Leben“ (la dolce vita) bestimmt, solange dieses Leben auch relativ unbekümmert stattfinden kann. 

Jedoch: Ist das „unbekümmert leben“ allein das Ziel einer sozial entwickelte Gesellschaft? In der heutig (mit wenigen Ausnahmen) etablierten Gesellschaft ist das unausgesprochene  Ziel eines jeden „zivilisierten“ Menschen irgendwann irgendwie „ausgesorgt“ zu haben. Das ist das Bild was uns allen durch mehr oder minder kontrollierte Informationsmedien vermittelt wird: vom Tellerwäscher zum Millionär durch ein „gutes Geschäft“ egal womit, in Lotterie Millionen gewinnen und sich eine Insel im Pazifik kaufen, einen „Hit“ gelangen der sich millionenfach „verkaufen“ lässt, ein „Star“ welche Art auch immer werden – egal wie, jedoch je schneller – desto besser, so viel „Geld haben“ wie nur möglich und dann dieses „für sich arbeiten lassen“.

Das möchte in der bescheidenere Variante bedeuten, nie wieder für den eigenen Lebensunterhalt etwas tun zu müssen, sondern endlich in materieller Sicherheit zu leben und sich sorgenfrei und entspannt den eigenen Wünschen und Vorstellungen, den eigenen Zielen und letztendlich der persönlichen Weiterentwicklung widmen zu können.

In der „elitären“ Variante des liberalisierten Marktes bedeutet dies allerdings auch, dafür alles – und hier ist wirklich alles, ohne jeglicher Rücksicht  gemeint – zu tun, um nie wieder für ein Leben des nach Belieben Konsumierens selbst  etwas tun oder leisten zu müssen. Das deklarierte (und wenn notwendig mit allen Mitteln verfolgte) Ziel ist hier nicht, nach einer Zeit des selbstverpflichtenden Leistens für die soziale Gemeinschaft, die Früchte des eigen Geleistetes als Rückleistung der Gesellschaft an das Individuum zu genießen, sondern möglichst nichts leistend direkt in den Genuss einer meist übertriebenen und natürlich nicht gerechtfertigten materiellen (und Macht) Fülle zu kommen. Der Mensch, der zu dieser „Wirtschafts- und Finanz-Elite“ gehören möchte, empfindet sich als in einer sozialen Hierarchie „Höhergestellter“, wenn er, egal mit welchen Mitteln, den wirtschaftlich-finanziellen „Erfolg“ erlangt und findet es gleicher Maßen auch „gerechtfertigt“ diesen dann, egal mit welchen Mitteln, gegen alle anderen Menschen zu verteidigen – denn, wie er es vermutlich empfindet, er hat sein „Erfolg“ allein sich selbst zu verdanken. Ein Verhalten, das, meinem Gefühl nach, auf eine pathologisch egozentrische Kurzsichtigkeit hinweist und zum unausweichlichen Erodieren des sozialen Gefüge führt.

Beide Varianten vergessen dabei einen, nach meiner Ansicht, sehr wichtigen Aspekt: der Mensch liebt es zu arbeiten, wenn er selbst sich dafür entscheiden und seine Arbeit in die Realisierung von Projekte investieren kann, die für ihn persönlich wichtig sind – das bedeutet in Projekte mit deren Realisierung der Mensch auch zur seinen eigenen Selbstverwirklichung beiträgt und die dadurch im Einklang mit seinem inneren Wesen sind. Jeder Mensch träumt in seinem Traum vom „Aussorgen“ lediglich von der Zeit in der er das tun kann, was er möchte und zwar wann, wie und mit wem er es wirklich möchte. Das heute gelebte soziale Gefüge lässt das nicht mal für die privilegierte Finanz-Elite wirklich zu – denn das Rad des Markt-Wirtschaften kennt keine Ruhezeit.

Die Frage, die ich mir in diesem Kontext stelle, ist: Kann der materielle Druck (also der Druck eines künstlich erzeugten Kampfes um Mittel zum „Überleben“) überhaupt als Antrieb für eine integrative soziale Weiterentwicklung der Menschen von einzelnen Individuen  (in diesem Fall in hartem – jedoch nicht notwendigen – Wettbewerb mit einander) zu einer Menschheit von Individuen die bewusst gemeinsam leben  dienen?

Einer der meist vorgebrachten Argumente gegen das Ersetzen einer Markt-Wirtschaft mit einer Bedarfs-Wirtschaft ist, dass der materielle Druck der durch den Markt-Wettbewerb entsteht (d. h. der Druck stets „neue Produkte“ anzubieten die sich „besser verkaufen lassen“ und so für die eigene materielle Sicherheit zu sorgen), der (bisher) einzige Motor für die technologische/materielle Entwicklung gewesen ist. Der materielle Druck wäre dadurch implizit auch für den bisher erreichten „Wohlstand“ (zumindest einer privilegierten Minderheit der Menschen)  verantwortlich und hätte die Weiterentwicklung der menschlichen Gesellschaft überhaupt erst ermöglicht. Es soll heißen, dass wir (Menschen) „nichts“ von dem erreicht hätten, das heute unser Leben erleichtert, wenn wir nicht die ganze Zeit bestrebt gewesen wären uns, und zwar jeder für sich, einen Markt- (und Macht)Vorteil zu verschaffen und versucht hätten wirtschaftlich im finanziellen Sinne erfolgreich zu sein. Anscheinend ist in der bisherigen Menschheitserinnerung die Erfahrung, dass materielles „Reichtum“ und „Geld“ „alles“ möglich (M)acht, als die bedeutendste Erfahrung betrachtet.

Die Auslegung in der Bedürfnispyramide nach Maslow liefert in diesem Sinne eine mögliche Erklärung, warum es logisch ist und so sein kann, dass der Mensch vor allem für sich selbst zu sorgen vermag. Maslow fand heraus, dass erst nach dem der Mensch seine primäre Bedürfnisse nach körperlichem und materiellem Wohlstand befriedigt hat, nach dem er sich in einer gewissen Sicherheit wähnt, erst dann hat er die Ruhe sich sein soziales Leben kritisch anzuschauen und sich Gedanken darüber zu machen, wie ein gemeinsames Leben in Frieden aussehen könnte. Erst wenn der Überlebensdrang geebbt ist, kann der Mensch seinen so erkannten Überfluss freiwillig mit anderen Menschen teilen und anderen Menschen seinen ehrlichen Respekt und seine Wertschätzung frei zeigen. Erst wenn er sein soziales Gefüge als unterstützend empfindet, kann er sich sorgenfrei seiner persönlichen und dadurch implizit auch seiner sozialen Weiterentwicklung widmen.

Es scheint allerdings heute auch so zu sein, dass wir (Menschen) bisher für unser Überleben bereits alles getan haben, was in unseren Augen notwendig war und in unserer Macht stand: wir überbevölkern gerade unseren kleinen Planeten und nichts und niemand kann unsere Vorherrschaft in Frage stellen. Ich meine, außer uns selbst – denn der Mensch ist des Menschen gefährlichsten und erbarmungslosesten Feind und Zerstörer. Wir haben uns in den letzten Jahrtausende ein beachtliches technologisches Wissen angeeignet und sind gerade dabei weit über das Überlebensziel hinaus zu schießen – wir haben die Möglichkeit uns Wohlstand zu sichern und doch bestehen wir darauf, auf der materiellen Stufe der maslowschen Pyramide zu verweilen und verweigern uns hartnäckig unsere eigene Weiterentwicklung. Warum eigentlich?

Warum sind wir noch nicht im Stande zu (oder wollen?) erkennen, dass das einzige, das auf den oberen Stufen der maslowschen Pyramide als Antriebsfaktor für die Weiterentwicklung bleibt, die Entwicklung des Bewusstseinsgrades des Einzelnen ist – nur so, aus dem Wunsch des Einzelnen in einer gerechten Welt zu leben, in der alle Wesen als gleichberechtigt angesehen und empfunden werden, kann auch eine Veränderung des bestehenden Sozialsystems herbeigeführt werden – Sozialsystem in dem, nach meiner Ansicht, die Mehrheit der Menschen sich nicht wohl fühlen. Ist vielleicht daran sogar der von uns erschaffene Sozialstaatsystem mit verantwortlich? Tun wir uns so schwer mit einer weiteren notwendigen Veränderung, weil wir aus Bequemlichkeit und Kurzsicht unseren sicheren „Logen-Sessel“ für ein neues Leben in diesmal gemeinsamer sozialer Bewegung nicht verlassen wollen? Warum sehen wir das Gute, was wir jetzt haben, noch nicht als Vorstufe für etwas Besseres, was wir noch zu erreichen vermögen, sollten wir (Menschen) uns nur dafür entscheiden?

In meinem Empfinden erweist sich, in diesem Zusammenhang und auf langer Sicht, das Markt-Wettbewerbs-Prinzip als einzige Antrieb für die Weiterentwicklung als überholt und wird zum Hemmnis – denn, wenn die unteren Bedürfnis-Stufen erklommen sind (d.h. eine gewisse materielle „Sicherheit“ und einen subjektiv empfundenen Wohlstand durchgehend in einem Großteil der Welt erlebt werden), wird das Streben nach Materiellem und dadurch nach Macht und Kontrolle für die daran teilnehmenden Menschen zunehmend unwichtig und als das Hindernis erkannt, das beim Weitergehen eher behindert als anzutreiben.

Gleichwohl kann auch die Sichtweise des Einzelnen dadurch maßgeblich beeinflusst werden: In meiner Erfahrung erweitert sich der Horizont direkt proportional mit dem Bewusstheitsniveau, das im täglichen Leben tatsächlich gelebt wird, und so wird in natürlicher Weise auch die Rücksicht auf die Menschen neben uns und auf die Generationen die nach uns noch kommen als notwendig empfunden und gelebt. Das heißt natürlich: Wenn wir Menschen uns dazu bewusst entscheiden, diese uns sehr persönliche Transformation und Weiterentwicklung zuzulassen.

In letzter Instanz kann auch der aktuell auf Basis der Markt-Wirtschaft definierte Sozialstaat nur als eine Zwischenstufe auf dem Weg der sozialen Entwicklung betrachtet werden – der Einzelne Individuum würde, nach meiner Ansicht, als Zelle der Gesellschaft, in der Gemeinschaft seine Individualität nicht verlieren, sondern sie mit der Bewusstheit der unabdingbaren Vernetzung mit und gegenseitigen Abhängigkeit von allem Anderen auf diesem Planeten erweitern und so sich als bewusster Teil eines viel größeren Ganzen erkennen.

Die Frage dazu ist: Sind wir Menschen soweit, die nächste Stufe der Evolution zu erklimmen?

23.02.2014 / Verbundenheit im Leiden, statt im Weiterstreben?

Menschen, die mir näher kommen, sagen, dass sie sich sehr wünschen, dass ich mich aus meinem eigenen vergangenen Erleben „mehr“ mitteilen würde – das würde zu mehr Verbundenheit zwischen uns führen, wenn sie wirklich wissen würden, was auch ich alles bereits durchgemacht habe. Das wissen sie nicht, da ich sehr wenig detailliert aus meiner Vergangenheit erzählen würde, als ob ich keine „Probleme“ hatte oder hätte. Das würde mich unnahbar machen und sie würden sich dadurch aus meinem Leben ausgeschlossen fühlen. Mein eigenes Gefühl dabei ist, dass dieser Wunsch eigentlich so zu übersetzen wäre: [wir möchten uns vergewissern, dass du vergleichbaren Irrwegen gegangen bist und ähnliche wenn nicht die gleichen Fehler gemacht hast – so würden wir dich nicht als „besser“ betrachten müssen und uns nicht mehr „unterlegen“ fühlen, sondern gleichwertig, so wäre das, was du sagst, für uns fassbar und berechenbar und keine Unbekannte mehr … denn, wer bist du schon, um uns das zu sagen, was du uns sagst?]

Klar ist das nur meine ganz subjektive Wahrnehmung, aber wenn sie auch nur ansatzweise stimmen würde (und die Menschen die zu mir sowas sagen gibt es wirklich), dann stellt sich mir sofort die Frage: Warum und gegenüber wem „unterlegen“ fühlen? Was ist denn bitte schön „besser“ und was „schlechter“? Wer und nach welchen Maßstäbe vermag dies entscheiden? Wer muss  ein Mensch sein, um einem anderen Mensch aus seiner Erfahrung mitteilen zu dürfen? Wie viel und welche Erfahrung muss ein Mensch „nachweisen“, um für das, was er sagt, „Glaubwürdigkeit“ zu verdienen? Das Leben – das ist meine bisherige Erfahrung – wenn wir es mit dem Blick nach vorne leben, ist nicht wirklich berechenbar und in der Tat eine Unbekannte, deren Antlitz wir dann erkennen, wenn wir es erst erleben. Dabei hat das, was mal gewesen ist, für das Leben im Jetzt  nur den Wert den ich der jeweiligen Erinnerung beimesse – nicht mehr und nicht weniger. Die „Menge“ an Erfahrung und die relativ betrachtet vergangene Zeit spielen dabei eine untergeordnete bis sogar keine Rolle – ich kann mich Jahre lang im Kreis gedreht haben und dabei keine andere Erkenntnis gewonnen haben, als die des „sich im Kreis Drehens“ … Ich kann jedoch auch, in einem Augenblinzeln etwas wirklich (auch wenn nur für mich) so fassen, dass ich danach, aufgrund dieser Erkenntnis mein Leben grundsätzlich (auch wenn nur innerlich) verändere. Wer kann, außer mir, darüber entscheiden, ob das, was ich erfahren und erlebt habe, ein oder kein Wert für mein eigenes Dasein haben soll?

Kann es sein, dass dieser Wunsch nach „Ähnlichkeit“ tatsächlich aus einem (sozial)systembedingten verkümmerten Selbstwertgefühl entsteht, das tief in unserer Gesellschaft verankert ist und das wir uns bereits in der Kindheit anerziehen lassen haben? Dass wir Menschen uns so sehr daran gewöhnt haben „Verbindung“ erst dadurch zu „verstehen“ und manchmal sogar zu erspüren, in dem wir uns gegenseitig bemitleiden? In dem wir uns erst dann verbunden fühlen, wenn wir quasi „in der gleichen Sch… (schweren Situation) stecken“? In dem wir unsere „Gleichheit“ erst dann empfinden, wenn wir uns „sicher“ sein können, dass es „keiner (von uns) besser ist“? Was auch immer wir in dem Moment als „besser“ betrachten? Das wir uns „wohler fühlen“ in dem wir uns einander vorrangig unsere Leidensgeschichten aus der Vergangenheit immer wieder erzählen und somit uns damit stets gegenseitig identifizieren wollen, statt uns gegenseitig die Aufmerksamkeit auf das mögliche Neue zu lenken, auf die mögliche positive Entwicklung, auf die mögliche Veränderung? Dass wir, aus einem merkwürdigen, gesellschaftlich anerzogenen Ohnmachtsgefühl, unbewusst dafür sorgen, dass es „keiner schafft“ (oder es schaffen könnte) und so (nach meiner Empfindung) für eine ungesunde „Nivellierung“ der Charaktere sorgen wollen? Dass wir den uns nahe lebenden Menschen, den Menschen die aus gleichen Verhältnisse geboren sind und mit uns gleiche Zeit und gleichen Raum teilen, erst mal grundsätzlich alles absprechen was wir auf der anderen Seite anderen Menschen, die uns fern sind, von den wir nur gehört oder gelesen haben, sehr gerne zutrauen und glauben?

Warum würden wir das tun wollen? Und wenn wir auf diesem Grund-Misstrauen so darauf bestehen, wer/was hat uns das beigebracht? Wer hat ein Interesse daran, dass wir uns gegenseitig das Gute nicht zutrauen? Warum ist es meist so schwer zu „glauben“, dass irgendeiner aus unserer Mitte für sich einen Weg gefunden hat und im Wohlgefühl nach seiner eigenen Vervollkommnung strebt? Warum ist es uns lieber zu „glauben“, dass alle um uns herum „es auch nicht besser wissen können“? Und, dass es etwas „besonderes“ braucht, was am besten auch weit weg von uns und möglichst scheinbar unerreichbar ist, wenn es „gut und wertvoll“ sein soll?

Ist es das so vielleicht weil, wenn wir es akzeptieren würden, dass es eine Weiterentwicklung gleich neben uns  geben kann und dass die eigenen Leidensgeschichten keinen anderen Wert haben, als der den wir ihnen beimessen, dass dadurch wir selbst aus unserer Komfortzone herausgerissen werden könnten? Dass wir erkennen müssten, dass die Erfahrung, dass es stets weitergehen kann und das Leben eine stetige Veränderung ist, voller Chancen und Erkenntnisse die uns weiterbringen können, eine Erfahrung ist die wirklich jedem Mensch in seinem unmittelbar nahen Lebensraum zuteilwerden kann? Dass dadurch, womöglich, wir zugeben müssten, dass es keine Ausreden mehr geben könnte, warum wir uns mit uns selber und unserer Umwelt nicht wirklich beschäftigen wollen? Dass wir dadurch gezwungen werden könnten, tatsächlich die Verantwortung  für unser Leben und für die Konsequenzen unseres Denkens und Handelns zu übernehmen ?

29.12.2013 / Was „kostet“ die Welt wirklich?

Immer wieder überrascht mich eine Aussage, die stets in den Medien aller Art, sogar von Menschen gemacht wird, die sich mit Leib und Seele für einen neuen, nachhaltigen Umgang mit der Umwelt engagieren. Unabhängig ob das Thema die Auswirkungen des Klimawandelns, oder die Energiewende, die Notwendigkeit eines Mindestlohns, die Hungersnot in der Welt, oder die Kahlrodung der Regenwälder ist, früher oder später sagt unausweichlich jemand: „… und es ist uns/mir bewusst, dass die Umsetzung der Maßnahmen mit enormen Kosten verbunden ist und dass wir uns noch überlegen müssen, wie und von wem diese getragen werden können …“. Dabei wird, diplomatisch korrekt, nie direkt darüber gesprochen, wer genau für die Ursachen der zu bekämpfenden Übeln die direkten Verantwortlichen wären und dass es zumindest eine entsprechende Beteiligung zur Abdeckung dieser „enormen Kosten“ von deren Seite zu erwarten wäre.

Ein Beispiel: In einer Dokumentation über das Steigen des Meeresspiegel wurde z.B. analysiert, was für Auswirkungen eine 2m Steigung des Wasserspiegels auf die Insel Manhattan/New York haben würde und welche Maßnahmen zu ergreifen wären, um die Stadt vor der immanente Flut zu sichern. Die beschriebene Lösungen implizierten zwar sehr komplexen Baumaßnahmen, waren jedoch weit entfernt von einer Unmöglichkeit. Am Ende kam die Schlussanmerkung: „… es ist nicht klar jedoch, wie und von wem die KOSTEN von xy Milliarden US-Dollar getragen werden können. Vorläufige Gespräche mit Banken und in Frage kommenden ausführenden Bau-Firmen haben bisher noch keine Ergebnisse geliefert …“.

Die Dokumentation war zu Ende und ich starrte noch lange danach den ausgeschalteten Fernseher an und konnte einfach nicht glauben, dass Menschen über das Überleben von Menschen aufgrund eines Business-Plan entscheiden wollen. Ich bin nach wie vor extrem unschlüssig über diese Aussagen relativ zu „Kosten“ die entstehen würden, wenn Menschen und das Leben an sich gehütet werden sollen und die anscheinend von niemand „getragen“ werden wollen, da sie offensichtlich kein gutes Business-Case darstellen und somit keinen wirtschaftlichen Profit und keine Rendite für die jeweiligen „Investoren“ abwerfen würde. Für die Finanzmächtigen dieser Welt ist das Leben  offensichtlich kein „gutes Geschäft“, oder wie ist das sonst zu verstehen?

Ich frage mich in welcher Welt leben wir? Sind wir alle komplett blind und taub und taumeln in einem rosaroten Traum, weit entfernt von jeglichem Wirklichkeitsgefühl? Das Boot in dem wir uns alle befinden leckt (weil wir selbst fröhlich und unbekümmert Löcher in den Boden unter unseren Füßen bohren), droht immer klarer und unausweichlicher zu sinken und wir, statt sofort aufzuhören zu bohren und nach bestem Wissen und Gewissen die bereits bestehenden Löcher zu stopfen, holen uns gegenseitig „Angebote“ ein und berechnen fleißig ob es sich für uns wirtschaftlich lohnen würde unsere Arbeitskraft dafür einzusetzen, uns selbst, d. h. das Leben unseres Spezies überhaupt, zu retten?

Was soll bitte schön was kosten? Wissen wir nicht, dass am Anfang jeglicher „Produktionskette“, (die uns mit etwas, was wir meinen zu brauchen, beliefert) stets Menschen sich befinden, die Essen, Kleidung, Obdach und ein gesundes soziales Umfeld brauchen? Wissen wir es immer noch nicht, dass es letztendlich die „Kosten“ von den wir die ganze Zeit reden und die uns am Tun und Machen angeblich verhindern, unsere eigene Lebenskosten sind? Lebenskosten die für alle Menschen, egal welcher Herkunft, Rasse, Glaubensrichtung, Geburtsort und Staatsangehörigkeit, ziemlich gleich sind, da wir Menschen, alle und jeder von uns, letztendlich extrem ähnliche Bedürfnisse befriedigen müssen? Haben wir es immer noch nicht kapiert, dass wenn diese Bedürfnisse gesichert und bedingungslos abgedeckt sind, wir Menschen ein ungeheuer großes Potential entfalten können, das wort-wörtlich Berge versetzen kann? Oder, kann es sein, dass weil wir (zumindest einige von uns, die der heutigen Finanzeliten angehören) das wissen, vermeiden wir es bewusst diese Basis zu schaffen um gerade dieses unheimlich starkes Potenzial in seiner Entfaltung zu hindern? Das wäre selbstmörderisch … warum sollten wir also gerade so was tun?

Ich schlage mal, zur Verdeutlichung, eine kleine, sehr vereinfachte Übung vor: eine Kostenanalyse für ein Auto – etwas, das wir alle mittlerweile relativ gut kennen. Was kostet ein Auto? Was braucht es um ein Auto herzustellen? Es braucht in aller ersten Linie (Bau)Materialien, eine Produktionsstätte, Werkzeuge und Menschen die wissen wie ein Auto gebaut werden soll, sodass es auch funktioniert. Bei diesem Beispiel lasse ich allerdings bewusst die „Kosten“ außer Acht, die Besitzansprüche auf Grund und Boden, reine Gebäudenutzungsgebühren (nicht Unterhaltungskosten), Patentlizenzen auf Ideen und Vorgehensweisen und sonstigen marktwirtschaftlichen Finanztricks betreffen. Diese „Kosten“ haben mit dem tatsächlichem Herstellungsprozess nichts zu tun, sondern dienen nur der Erhaltung eines finanziellen Gefälle, das für eine verschwindend geringe Anzahl Menschen die Machtausübung über die ganze Menschheit und den Planeten sichert.

Nehmen wir das einfachste Anteil eines Autos, die Materialien aus den es gebaut wird: Was kosten sie? Sie müssen hergestellt, bzw. erzeugt werden. Nehmen wir z. B. Stahlblech: wir brauchen Eisenerz, das aus der Erde extrahiert werden muss. Das machen Menschen mit Maschinen und Werkzeuge. Die Maschinen und Werkzeuge werden auch von Menschen aus Stahl hergestellt, der aus Eisenerz produziert wurde, das von Menschen extrahiert wurde. Wir würden also kein Stahlblech haben können, wenn keine Menschen Eisenerz extrahieren würden. Was kosten die Extraktion von Eisenerz? Die „Kosten“ der Extraktion sind die Summe der zu bezahlenden Rechnungen für Strom, Benzin, Maschinen und Werkzeuge und Löhne der Menschen die im Bergbau arbeiten. Was kosten die Erzeugung von Strom? Die Summe der zu bezahlenden Rechnungen für Maschinen und Werkzeuge und Löhne der Menschen. Was kosten die Maschinen und Werkzeuge? Die Summe der zu bezahlenden Rechnungen für andere Maschinen und Werkzeugen (die von anderen Menschen hergestellt werden) und für die Löhne der Menschen die sie herstellen. Und so weiter und so fort: am Anfang,, in der Mitte und am Ende jeglicher Produktionskette und jeglichem Unternehmen stehen als unabdingbare Bedingung für die effektive und effiziente Umsetzung MENSCHEN !

Diese Menschen brauchen Essen, Obdach, Kleidung und ein gesundes soziales Umfeld, um sich entfalten zu können und überhaupt an das Unternehmen zu partizipieren. Das heutige marktwirtschaftliche System basiert darauf, dass diese Menschen, damit sind wir alle gemeint, durch das etablierte soziale Matrix schlichtweg gezwungen werden zu arbeiten (zum großen Teil etwas was sie selber nicht tun würden, hätten sie die Wahl), um sich das lebensnotwendige Essen, Kleidung und Obdach zu verdienen. So denkt jeder von uns, weil das ungesunde soziale Umfeld uns es so vorgaukelt, dass niemand sich ohne „Bezahlung“ für irgendwas engagieren würde, denn der Mensch hätte dann keine Möglichkeit mehr, sein Essen, Obdach, Kleidung zu „finanzieren“. So entstehen die „enormen Kosten“ die niemand bezahlen möchte – weil wir glauben, dass wir nur dann etwas machen würden, wenn wir dafür „bezahlt“ werden und dass wir bezahlt werden wollen, weil wir anscheinend davon überzeugt sind, dass wir uns unser bedingungsloses Recht zu Leben  mit dieser Bezahlung erkaufen können und sogar müssen.

Das ist allerdings eine Illusion, eine Selbsttäuschung, ein Trugschluss: wir alle zusammen haben dieses Regelsystem erschaffen weil wir, aus welchen Gründen auch immer, offensichtlich unser gegenseitiges Vertrauen verloren haben und uns lieber geworden ist, uns einander „vertraglich“ zu regeln und zu knebeln. Wir haben eine Welt erschaffen in der wir von der Macht einer trügerischen Sicherheit träumen können, ohne zu merken, dass wir selbst nicht die Be-Herrscher, sondern die Sklaven dieser Macht geworden sind. Das furchterregende dabei ist, dass wir uns somit langsam in den sicheren Abgrund traumwandeln.

Wir können es jedoch ändern. Wie wäre es, wenn wir alle gemeinsam dafür sorgen würden, dass wir alle, jeder von uns, seine Bedürfnisse nach Essen, Obdach und Kleidung, sowie Transport und Kommunikation, bedingungslos erfüllt bekommen. Wie wäre es, wenn wir uns alle bewusst zu einem Dienst an die Menschheit, an das Leben verpflichten würden, während dessen jeder von uns, mit seinen Fähigkeiten und Gaben, aber auch in dem Wissen, dass alles was zu erledigen gibt, auch erledigt werden muss, in Würde und Selbstverständlichkeit sich für das Allgemeinwohl einsetzen würde? Wie wäre es, wenn wir dadurch alle ein gesichertes, gesundes soziales Umfeld erschaffen würden, in dem über Kinder- und Altersarmut, Hungersnot und Obdachlose keine Rede mehr sein kann? Wie wäre es wenn, so gesichert in der Befriedigung unserer Lebensgrundlagen, wir die Freiheit hätten uns freiwillig großen Projekte anzuschließen, die uns alle betreffen, von den das Leben auf unserem Planeten abhängt?

Würden dann die „enormen Kosten“ immer noch entstehen, die uns heute noch daran hindern die selbst gebohrten Löcher im Boden unseres Bootes rechtzeitig zu stopfen?

Denken Sie bitte mit ihrem Herzen darüber, ob das möglich wäre …

26.12.2013 / Wie viel Coaching/Psychotherapie braucht ein Mensch?

Das professionelle Coaching und die professionelle Psychotherapie scheinen, meiner Empfindung nach, den Menschen zu vereinsamen. Der Coach/Psychotherapeut, im marktwirtschaftlichen Sinne, lebt tatsächlich davon, dass Menschen auf seine Hilfe angewiesen sind – je mehr Menschen zu ihm kommen (im Rahmen seiner Zeitverfügung und Kapazität), desto besser geht es ihm aus wirtschaftlicher Sicht. Die Menschen, die einen Coach/Therapeuten aufsuchen, sind jedoch (auch wenn meist unbewusst) vor allem auf der Suche nach einem aufmerksamen Zuhörer – mit anderen Worten: es wird nach einem Menschen gesucht der im Stande ist, einem seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu widmen und zumindest den Anschein gibt, die erzählten Situationen und deren Verwicklungen ernst zu nehmen. Der Coach und der Psychotherapeut leisten in diesem Sinne, auch wenn unterschiedlichen Ansätze folgend, im Grunde die selbe Heil-Arbeit. Auch wenn das nur gegen Bezahlung geschieht und es als Dienstleistung im Branchenverzeichnis erfasst wird, ein/e Coaching/Psychotherapie ist heutzutage für viele Menschen der einzige Ersatz für die fehlende soziale Bindung zu einer Gemeinschaft geblieben.

Eine Mangelerscheinung dieses Palliativs ist jedoch, dass zwischen einem Coach und all die Menschen die er betreut zu keinen wirklichen persönlichen Beziehungen kommen kann. Zum einen verbietet einem Coach seine professionelle Ethik eine persönliche Beziehung zu einem „Klient“ zu unterhalten, da der Coach dadurch in Gefahr sei seine „Objektivität“ zu verlieren, zum anderen wäre für einen erfolgreichen Coach physikalisch und psychisch gar nicht möglich mit all seinen „Klienten“ eine wahrhafte persönliche Beziehung einzugehen. Das alles führt systembedingt zwangsläufig dazu, dass bei der Inanspruchnahme einer Psychotherapie sich in leider zu vielen Fällen (glücklicherweise nicht in allen) nur um den „Thekenkontakt“ zwischen „Verkäufer“ und „Kunde“ handelt – eine reine Geschäftsbeziehung, wie der Kauf einer Tablette.

Des Weiteren, durch die Krankenkassenkarte verschleierte „Bezahlung“ der in Anspruch genommenen „Dienstleistung“ vergessen viele der „Klienten“, dass für den Coach/Psychotherapeuten, wie rein seine innere Absicht auch sein mag (und es sind viele Psychotherapeuten, deren Absicht nachweislich rein ist), die Interaktion mit einem „Klienten“ nur ein „Auftrag“ ist, der nach bestem Wissen und Gewissen ausgeführt werden soll. In gewisser Weise eine „Reparatur“ durch eine „Meisterwerkstatt“, wodurch die Psyche des Klienten wieder „soweit in Ordnung“ gebracht werden soll – das will bedeuten: in den von der Allgemeinheit als „Ordnung“ betrachteten Zustand – sodass dieser sein Leben weiter führen kann, ohne für sich und die Allgemeinheit zu einer Gefahr zu werden. Wirtschaftlich gesehen, je mehr von diesen Aufträgen ein Coach/Psychotherapeut effektiv ausführen kann, also je effizienter, desto erfolgreicher ist er. Im Umkehrschluss dagegen, wenn es keine Menschen geben würde, die Klienten werden müssen, können oder würden, dann würde der Coach, marktwirtschaftlich gesehen, schlichtweg verhungern müssen, da sein „Geschäft“ seinen Lebensunterhalt nicht mehr abwerfen würde. Denn unglücklicherweise ist systembedingt gerade der psychisch instabile Mensch, nicht der Gesunde, der dafür sorgt, dass ein Coach einen Arbeitsplatz hat, der sein Überleben sichert.

In diesem Kontext stellt es sich für mich die Frage, in wie fern ein Coach/Psychotherapeut tatsächlich an der wirklichen Genesung seiner „Klienten“ interessiert sein kann, wenn gerade der Zustand der „Unordnung“ seiner „Klienten“ ist es, der ihn und seine Familie ernährt?

Heutzutage ist der Beruf des Coaches/Psychotherapeuten sowohl sehr verbreitet, als auch sehr gefragt – anscheinend gibt es stets Menschen die zu „Klienten“ werden, da der allgemeine persönliche Zustand relativ zu der Anforderungen der Gesellschaft als einer der Unordnung empfunden wird. Historisch gesehen gibt es die „spezielle Betreuung“ psychologischer und seelischer Krankheiten in dieser Form seit relativ kurzer Zeit. Als es noch keine spezialisierte Psychologen, Psychotherapeuten und Coaches gegeben hat, hatte der Mensch in seinem Leben mehr direkten  Kontakt zu anderen Menschen gehabt, die seine Freunde und Verbündete, oder gar seine Feinde waren und mit ihm zusammen eine Gemeinschaft bildeten. Im schlimmsten Fall hatte der Mensch mit einer „Seelensorge“ einen „Mann Gottes“ (oder auch eine Frau – siehe auch Schamane/Medizinmann/-frau) aufgesucht, dem/r er sich anvertrauen konnte, der/die ihm zugehört hatte und ihm mit „weisem“ Rat und „Medizin“ unterstützte. Diese Menschen, auch die Repräsentanten einer Kirche nicht, waren keine Psychologen/Psychotherapeuten/Coaches im heutigen Sinne – sie waren jedoch für das „sich Aussprechen“ eines Gemeindemitglied oder nahe stehenden Menschen einfach da. Menschen haben sich in früheren Zeiten einfach mehr gegenseitig zugehört und meist ohne Worte sich sehr geholfen in dem sie einfach für einander präsent und DA waren.

Ich habe das Gefühl in einer Welt zu leben, in der es normal geworden ist „Probleme“ zu haben, für die Lösung deren Leistungen von Coaches und Psychotherapeuten in Anspruch genommen werden müssen. Dabei schätze ich die Leistung von Coaches und Psychotherapeuten als sehr wertvoll und nach wie vor als ein wichtiger Beitrag zur Heilung unserer Gesellschaft. Menschen die sich zu dieser Tätigkeiten berufen fühlen, besitzen besondere Fähigkeiten und haben meist einen impliziten inneren Wunsch zum Wohlbefinden ihrer Umgebung aktiv beizutragen und viele von ihnen gehen vorbildlich den Weg zur Erfüllung dieses Auftrags.

Es scheint mir allerdings sehr merkwürdig zu sein, dass diese Menschen, die zur Heilung verhelfen sollen, davon leben müssen, dass es die „Probleme“ und „Krankheiten“ gibt, unter denen die „Klienten“ leiden, die sie dann aufsuchen. Und dieser Zustand wird nicht besser, offensichtlich, denn es braucht anscheinend immer mehr Coaches und Psychotherapeuten, die sich um das Zurechtrücken der „Klienten“ kümmern müssen. Es werden an fast jeder Ecke Coaching- und Psychotherapie-Leistungen angeboten und in Anspruch genommen – den Menschen geht es offensichtlich nicht besser, sondern immer „unordentlicher“ … Die „seelische Probleme“ unserer Gesellschaft werden von vielen des Geschäftes wegen nur oberflächlich und hauptsächlich palliativ „behandelt“ und werden dadurch nicht weniger, sondern immer mehr … 

Wir leben heute in einer Welt von einsamen „Klienten“, von Menschen die sich innerlich nichts anderes wünschen, als dass ihnen wirklich zugehört wird. Komisch: jeder von uns weiß es und trotzdem hören die wenige von uns wirklich  einem anderen zu. Denn sogar die Coaches und Psychotherapeuten gehen zum Coaching und zur Therapie und sind somit die „Klienten“ anderer Coaches und Therapeuten. Ein im Sinne der Marktwirtschaft in sich geschlossenen „Wirtschaftskreis“.

Ich frage mich ernsthaft: Ist dieser in sich geschlossener (Wirtschafts-)Kreis auch für das Leben und für die Heilung SINN-voll? Vielleicht brauchen Menschen einfach nur mehr wahre  Freunde, die ihnen ihre ungeteilte Aufmerksamkeit widmen, ihnen wirklich zuhören und dann danach auch persönlich DA sind, als Gemeinschaft die unterstützt, Gemeinschaft der ein Mensch sich zugehörig fühlt und in der jeder Mensch sich WOHL fühlt? Vielleicht würden damit auch die „Probleme“, die stets palliativ „therapiert“ werden, von sich aus verschwinden?

20.11.2013 / Der Unterschied zwischen „Utopie“und „Nicht erwünscht sein“

Es gibt immer wieder Vorhaben/Pläne/Änderungswünsche die als utopisch betrachtet werden, weil deren Umsetzung anhand des vorhandenen Wissens und vorhandener Erfahrung der Menschen zurzeit des Vorhabens noch als unmöglich erscheint. Viele der in der Vergangenheit als Utopien klassifizierten Vorhaben sind jedoch in der heutigen Zeit zur Wirklichkeit geworden. Noch mehr – wir, die Menschen die heute leben, können uns zum Teil nur schwer vorstellen,  dass es „damals“ Menschen gegeben hat, die das, was für uns heute „normal“ ist, als Unmöglichkeit und als Utopie bezeichnet haben. Das ist ein normales Verhalten für uns Menschen – unsere Vorstellungskraft ist von den Menge und Qualität der direkt erlebten Erfahrungen bedingt: was wir noch nicht kennen, können wir uns auch nicht wirklich vorstellen.

Es gibt jedoch Vorhaben/Pläne/Änderungswünsche die, sowohl sie basierend auf den aktuellen Erfahrungswerte möglich sein würden, trotzdem im Kreise derer die sich eine solche Bewertung anmaßen für Unmöglichkeiten und Utopien deklariert werden. Die Frage liegt auf der Hand: warum eigentlich? Was treibt Menschen dazu, ein Vorhaben als utopisch zu bezeichnen, obwohl auch sie selbst, bei ehrlicher und objektiver Betrachtung, die Möglichkeit einer Umsetzung nicht ausschließen können?

Ich nehme als Beispiel das Bedarfswirtschaften  als Vorhaben zur Änderung des sozialen Miteinanders der Menschen unter sich und des Miteinanders aller Wesen auf diesem Planeten. Das Bedarfswirtschaften besagt, dass jedes Wesen, und nehmen wir hier erstmals den Menschen, nur das Verbrauchen sollte, was es tatsächlich für ein wohlgefühltes Leben braucht. Nach diesem Prinzip würde das Wirtschaften der vorhandenen Ressourcen auch nur das produzieren müssen, was tatsächlich gebraucht wird und nicht mehr.

Klar gibt es hier sofort die Frage: und was ist ein „wohlgefühltes Leben“, bitte schön? Was gehört alles dazu und was nicht?  Und wer soll das entscheiden? Und was ist wenn „einer“ (dieser „einer“ kann nur ein Mensch sein, wohl gemerkt) sich so viel mehr  als der/alle andere „wünscht“, oder gar behauptet ein „Recht“ darauf zu haben, mehr zu „besitzen“ und implizit zu verbrauchen? Wie steht es mit der persönliche Freiheit des Individuum, sich so zu entwickeln und zu leben wie es ihm beliebt? Was kann das alles für Konsequenzen haben, wenn wir all die Fehlversuche des 20. Jahrhunderts betrachten? Ja, die Fragen gibt es und es gibt in der Tat keinen einzigen Mensch, der diese Fragen alleine  beantworten könnte. Die Schatten der Angst vor Veränderung sind lang und zäh und kleben hemmend an unsere Vorstellungskraft – vor allem wenn sie geschickt aus einem uns unbewussten Hintergrund ernährt werden.

Die notwendige Antworten zu den vielen Fragen können nur von den vielen betroffenen Menschen gemeinsam erarbeitet werden. Klar muss sich dafür sehr vieles ändern – vor allem in unserem Denken über uns Menschen und unsere Rolle auf diesem Planeten. Und wir müssen als aller erstes uns selbst fragen: Warum glaube ich so viel zu „brauchen“ und was genau „brauche“ tatsächlich ich um erfüllt leben zu können und glücklich zu sein? Meine eigene Erfahrung zeigt es mir, dass das Meiste was ich früher dachte das ich brauche, im Wesentlichen ein Ersatz für eine andere Bedürftigkeit darstellte, die viel tiefer lag und sich meiner Beobachtung seht geschickt entzog. Einmal entdeckt, ins Licht gerückt und wirklich gesehen, sind die meisten materiellen Bedürfnisse einfach verschwunden. Der wirkliche Bedarf der geblieben ist, ist der an Kommunikation mit anderen Menschen und zwar offen und ehrlich, bedingungslos vertrauensvoll und gegenseitig wertschätzend. Ja, das ist aus heutiger Sicht für viele von uns unvorstellbar – allerdings nicht unmöglich.

Das was es braucht für ein Bedarfswirtschaften der vorhandenen Ressourcen durch die Menschen ist Offenheit und Ehrlichkeit sowie bedingungsloses gegenseitiges Vertrauen und Wertschätzen. Das würde jedoch bedeuten, dass fast alles, was heute unsere so lieb gewonnene „sichere Weltordnung“ darstellt, sich ändern müsste und zwar so, dass jeder Mensch das gleiche Recht auf ein wohlgefülltes Leben haben und auch erleben kann. Das ist leider von den wenigen, die sich an der Spitze der marktwirtschaftlichen Macht befinden, nicht unbedingt mit wohlwollenden Augen betrachtet und das ist nachvollziehbar. Für eine kleine selbst ernannte Elite würde es bedeuten, ihren nicht natürlichen und somit unberechtigten Anspruch auf „mehr“ aufzugeben und, wie es in düstere Bilder betont wird, sich in die „Anonymität der Maße“ zu begeben, wo alles „gleich“ ist und „keine Individualität“ mehr erwünscht sei.

Das ist allerding nur ein Angstbild, das von den Status Quo Vertretern mit sehr viel Erfolg propagiert wird. Dabei werden allgemeine Begriffe in missverständlicher Weise verwendet, indem Gemeinschaft  mit „Abwesenheit von Individualität“ und Gleichberechtigung  mit „Freiheitsberaubung“ gleichgesetzt werden. Sehr interessant ist es auch, dass gleichzeitig etwas sehr wichtiges verschwiegen wird: dass in natürlicher Weise die Freiheit eines jeden Individuums an die Freiheit allen anderen Individuen endet, mit den es in gegenseitiger Abhängigkeit lebt, und dass eine gesunde Gemeinschaft nur aus Individuen entstehen kann, die sich ihrer eigenen Einzigartigkeit bewusst sind und die der Anderen in gleicher Maße respektieren und wertschätzen. Das weiß die Wirtschaftselite sehr wohl, denn sie kann nur dann ihre eigene Freiheit ins Unermessliche ausweiten, wenn die „Andere“ dieses Vorhaben nicht bewusst bemerken und kritisch hinterfragen – Angstbilder helfen sehr, die eigene Gedanken in einem Käfig zu verwandeln, aus dem nur schwer zu entfliehen ist.

Das Bedarfswirtschaften ist keine Sozialutopie – dessen Umsetzung ist in den heutigen Kreisen der marktwirtschaftlichen Macht einfach nicht erwünscht. Aus diesem Grund werden alle Bestrebungen in dieser Hinsicht als Utopien abgewertet, leicht von der Hand abgewiesen und, im Extremfall, sogar als potentielle Gefahr verteufelt. Das Bedarfswirtschaften ist lediglich nur etwas, das Menschen, die in der aktuellen Wirtschaftsordnung auf Kosten anderer „erfolgreich“ sein können, gerne als Sozialutopie abwerten wollen. Denn die angestrebte Veränderung würde deren „Heimvorteil“ vernichten, wenn alle Menschen tatsächlich die gleichen Chancen hätten. Wenn wir uns einen Zustand des Seins nicht vorstellen wollen, ihn uns nicht wünschen, dann finden wir immer „gute Argumente“ dieser Zustand als abwegig, ja unmöglich und unerreichbar zu beschreiben.

Das Bedarfswirtschaften ist definitiv möglich – es bedarf allerdings in der Tat einen innigen Zusammenschluss aller Menschen, ein anderes Empfinden der gemeinsamen und gegenseitigen Abhängigkeit, ein anderes Denken über das, was möglich und was unmöglich ist.

Zurzeit denken  wir uns zurecht, dass es ein solches Zusammenleben nicht möglich sein kann. Wir tun das, weil wir uns vor dem, was noch nie da war, sehr fürchten, die Verantwortung für eine solche Veränderung nicht übernehmen wollen  und stattdessen lieber den Status Quo Aposteln zuhören. Dabei vergessen wir, dass diese selbst sehr daran interessiert sind, dass sich nichts verändert. Die Status Quo Aposteln verteufeln einen Wandel im Denken und Empfinden, weil sie selbst, aus der verführerischen egozentrischen Perspektive einer zu engen Denkweise, das, was auch für sie  gutes entstehen könnte, einfach nicht wahrnehmen können.  Dafür müssten sie sich erst als unzertrennlicher Anteil der Menschheit empfinden und wahrnehmen. Allerdings, dass wir uns alle gemeinsam als ein Ganzes  wahrnehmen, dafür sind wir alle  verantwortlich. Keiner von uns kann dieser Verantwortung entgehen oder sie abgeben – wir tragen sie alle auch dann, wenn sie uns nicht bewusst ist.

27.10.2013 / Warum braucht der Mensch einen „Arbeitsplatz“?

Diese Frage beschäftigt mich zunehmend – vor allem weil es immer wieder heißt, dass das (heute so besprochene) „nachhaltiges Wirtschaften“ auch die „Sicherung von Arbeitsplätzen“ beinhalten soll. Mir ist nicht wirklich klar warum es eine „Sicherung der Arbeitsplätzen“ geben soll und was das mit „Nachhaltigkeit“ zu tun hat. Soll die „Sicherung von Arbeitsplätzen“ eine Bedingung für die „Nachhaltigkeit“ sein? Oder für das Wirtschaften? Wie sind diese Begriffe in diesem Zusammenhang wirklich verwendet? Welche ist die Absicht, die dahinter steht?

Ich gehe es mal Schritt für Schritt an:

–       Nachhaltig  bedeutet in ganz einfachen Worten so viel wie „eine Ressource nur so intensiv verwenden, dass sie genug Zeit hat sich ausreichend zu regenerieren und somit die Gefahr vermieden wird, dass sie erschöpft werden kann“.

–       Wirtschaft/en  bedeutet grundsätzlich „effizient über die Verwendung von begrenzten Ressourcen zu entscheiden, um die bestmögliche Bedürfnisbefriedigung  zu erreichen“.

–       Für den Arbeitsplatz  gibt es in der heutigen Zeit eine sehr interessante Definition: Der Arbeitsplatz ist jene Stelle im Betrieb, einer Verwaltung oder einer Organisation, an welcher ein abhängig Beschäftigter seine im Rahmen des Arbeitsverhältnisses geschuldete Tätigkeit erbringt.

Mit anderen Worte, wenn wir uns auf uns Menschen beziehen – denn wir sind die, die anscheinend  Arbeitsplätze brauchen – bedeutet die „Sicherung von Arbeitsplätzen“ in einem „nachhaltigen Wirtschaften“: Die begrenzte Ressource Mensch  nur so intensiv verwenden, dass sie nicht Gefahr läuft sich zu erschöpfen und somit stets als abhängiger Beschäftigter ihre im Rahmen des Arbeitsverhältnisses geschuldete Tätigkeit erbringt, sodass die bestmögliche Bedürfnisbefriedigung  erreicht wird.

Eine klare, in der heutigen Zeit gut nachvollziehbare Definition, nicht wahr? Allerdings, was noch zu klären wäre ist:

–       welche Bedürfnisse genau sollen bestmöglich befriedigt werden?

–       wer genau diese Bedürfnisse tatsächlich hat und erfüllt haben möchte?

–       warum die Bedürfnisbefriedigung von abhängigen Beschäftigten durch Erbringung einer geschuldeten Tätigkeit erfolgen muss?

–       warum wird der Mensch überhaupt  als Ressource betrachtet, von wem und mit welcher Absicht genau?

–       wer davon zu profitieren hat, wenn es alles so bleibt wie es, laut dieser Definition, heute ist ?

Ich finde persönlich, dass der Begriff „Nachhaltigkeit“ oft nur im marktwirtschaftlichen Sinne verwendet wird. Der Begriff an sich lässt das zu: Nachhaltigkeit im engeren Sinn betrachtet allein nur die Verwendung  von begrenzten Ressourcen. Es liegt an einem Jeden von uns, ob überhaupt einen Zusammenhang zu der unmittelbaren Umwelt der betrachteten Ressourcen und zu dem soziologischen Ökosystem, das diese Ressourcen verwendet, hergestellt wird, oder wie und ob dies im größeren Zusammenhang unseres Planeten angesehen wird.

So entsteht in mir die Frage warum wie es dazu kommt, dass Menschen als eine verwendbare Ressource angesehen werden können – das überhaupt das Leben als eine Ressource angesehen werden kann? Warum wurde zur Bedingung für das Leben eines Menschen, dass er einen Arbeitsplatz hat, wo er als abhängiger Beschäftigter eine geschuldete Tätigkeit erbringen muss?

Klar ist es mir auch: ein Mensch muss, um leben zu können, allerlei Güter konsumieren, die dafür in irgendeiner Weise hergestellt und/oder bereitgestellt werden müssen. Es ist eine Lebensnotwendigkeit, dass wir Menschen, auf einem Planet lebend, der uns nur begrenzte Möglichkeiten zur Befriedigung unserer Lebens-Bedürfnisse zur Verfügung stellt, uns bewusst mit dem nachhaltigen Wirtschaften dieser Möglichkeiten beschäftigen.

Die viel wichtigere Frage, aus meiner Sicht, ist jedoch: Braucht ein Mensch wirklich einen Arbeitsplatz (im marktwirtschaftlichen Sinn) als Grundsicherung, sogar Rechtfertigung seiner Existenz? Oder, im Kehrschluss, ist ein Mensch, der keinen Arbeitsplatz „hat“, es nicht würdig zu leben? Bitte hier um Aufmerksamkeit: ich meine hiermit nicht die Arbeit an sich – Arbeit ist ein integraler Bestandteil der menschlichen Existenz: Der Mensch arbeitet  immer, denn als bewusstes Wesen ist er meist schöpferisch tätig, stets sich an seine Umwelt und seine Umwelt an seine Bedürfnisse anpassend. Nun, nicht alles, oder besser ausgedrückt das wenigste seiner Arbeit kann im marktwirtschaftlichen Sinne ausgewertet werden und sichert im aktuellem System einen Lebensunterhalt. Und das nicht weil diese (wie auch immer geartete) Arbeit nicht wertvoll wäre (erkennen wir hier bitte sehr hoch an die Arbeit einer Mutter, um nur das offensichtliche Beispiel zu erwähnen), sondern weil sie in der gelebten Marktwirtschaft nicht als „Arbeitsplatz“ vorgesehen ist und somit oft sogar mit Absicht verkannt. So entstehen groteske Bilder unserer Gesellschaft: Schwangerschaft wird als Hinderungsgrund zu einer Anstellung und als eine finanzielle Belastung angesehen – eine werdende Mutter ist den Anforderungen, die ein abhängig Beschäftigter zu erfüllen hat, nicht gewachsen und kann dadurch die geschuldete Tätigkeit nicht für den „Arbeitgeber“ zufriedenstellend erbringen. Es ist erschütternd: Dieser ungeschriebenen marktwirtschaftlichen Regelung nach, ist ein Wesen, das auf dem Weg ist einem anderen Wesen das Leben zu schenken, nicht (mehr) zum selbständigen Leben berechtigt, da es keinen „Arbeitsplatz“ (mehr) bekommen kann … Glücklicherweise ändert sich die Situation zunehmend in der letzten Zeit: immer mehr „Arbeitgeber“ handeln nicht mehr nach dieser abstrusen Regel und sehen erst den Menschen und danach den eigen erstrebten Profit – das gibt Hoffnung, dass wir uns endlich auf den Weg machen, ein Miteinander zu erschaffen.

In meinem Empfinden kann das Ziel des Wirtschaftens nur das Hüten des Lebens sein, denn nur so können wir dafür sorgen, dass wir und unsere Nachkommen überleben werden. Wir können nur dann den Begriff Nachhaltigkeit auf die Menschheit übertragen, wenn wir uns, die Menschheit, als integraler Anteil unserer Umwelt empfinden: unzertrennlich verbunden und gegenseitig voneinander abhängig. Erst dann wären wir, meinem Gefühl nach, im Stande unsere wirkliche Bedürfnisse  zu erkennen und zu deren bestmöglichen Befriedigung zur Tat schreiten. Erst dann würden wir wissen können, was wir gemeinsam wirklich brauchen  und dies mit dem vergleichen, was uns auf diesem Planeten als Lebensgrundlage angeboten wird. Erst dann wären wir fähig ein Wirtschaften zu entwickeln, dass wahrhaftig nachhaltig  ist. Ein Wirtschaften, das unsere menschliche Bedürfnisse bestmöglich befriedigt und gleichzeitig auch die unserer Umwelt.

In meiner Vision würde so ein Wirtschaften ein Bedarfs-Wirtschaften sein – wir würden nur so viel produzieren und konsumieren, wie für ein erfülltes Leben wirklich  notwendig ist. Ja, die Frage ist unmittelbar und voll berechtigt: was ist ein erfülltes Leben? Wie und vor allem von wem  kann es definiert werden? Meiner Empfindung nach, kann das erfüllte Leben nur von allen Menschen gemeinsam definiert werden. Denn keiner von uns, auch nicht in kleinen Gruppen von sehr klugen Köpfen, wäre im Stande dies alleine zu definieren – der eigene Blickwinkel ist dafür einfach zu eng um alle Konsequenzen effektiv betrachten zu können. Und, noch wichtiger, keiner von uns kann für sich alleine Leben, ohne mit dem Leben anderer Wesen und mit seiner Umwelt zu interagieren.

Meine Freiheit „mein erfülltes Leben“ so zu leben, wie ich es möchte und gerne hätte, grenzt unvermeidbar an die Freiheit anderer Wesen „ihr erfülltes Leben“ so zu leben, wie sie es möchten und gerne hätten. Wenn diese Bedürfnisse ungleich sind und auf einander prallen, dann können, wie die Menschheitsgeschichte es klar zeigt,  Missbrauch und Verbrechen, bis zum Mord und Krieg zwischen Menschen (und zwischen Mensch und Natur) entstehen. Es braucht vor allem ein selbstverständliches Miteinander aller Wesen und wir, die Menschen, da wir uns bewusst dafür oder dagegen entscheiden können, sind gefragt dieses Miteinander zu erschaffen.

Warum für die Erhaltung der Marktwirtschaft es unbedingt nötig ist, dass der Mensch einen Arbeitsplatz braucht um überhaupt leben zu dürfen, das müsste mittlerweile jedem von uns klar sein: Weil ein Mensch „ohne Arbeitsplatz“ seinen Lebensunterhalt nicht „verdienen“ kann und dadurch quasi „nicht lebensfähig“ ist, da er sich ohne „verdientes Geld“ an den Wirtschaftskreislauf des bedarfsunabhängigen Konsumierens nicht „beteiligen“ kann – oder wie neulich von einem Verfechter des Konsumismus in einer Talk-Runde auf ARTE dargestellt: weil der „Mensch ohne Arbeitsplatz“ nicht „kreditfähig“ sei … als ob das Ziel eines Menschen im Leben die Erfüllung der eigenen finanziellen Kreditfähigkeit wäre – vielleicht ist es immer noch, für noch zu viele von uns, das unbewusste Ziel, das verfolgt wird …

Wenn es um eine Veränderung der etablierten Ordnung geht, stellt sich ganz am Anfang die Frage nach dem „wie“: Wie soll so ein neues Wirtschaftssystem aussehen und nach welchen Regeln und Prioritäten funktionieren? Ich habe meine eigene Vorstellungen davon, wie so eine Gesellschaft aussehen könnet und gleichzeitig weiße ich ganz sicher, dass diese Vorstellungen, beim besten Wissen und  Gewissen und allen guten Absichten, vollkommen unzureichend sind, um das zu konzipieren, was eine Menschheit  braucht um zu überleben. Dafür muss ich mich mit vielen anderen Menschen zusammensetzen, in den Dialog gehen und mit ihnen die gemeinsame Vorstellung entwickeln, die für uns alle das Gemeinwohl representiert.

Ich nehme mal an, dass wir alle uns in der Tat dazu entscheiden, uns zu einem bedarfsorientierten Wirtschaften weiter zu entwickeln. Warum sollte der Mensch, in einem bedarfsorientiertes Wirtschaften, einen Arbeitsplatz brauchen  und das als seine Dasein- und Lebensbedingung akzeptieren? Müssen tatsächlich, in einem  bewusst nachhaltigen, bedarfsorientierten Wirtschaften, alle  Menschen die meiste Zeit ihres Lebens arbeiten? Welcher ist der tatsächlicher Bedarf dafür? Heute werfen wir fast die Hälfte dessen was wir alle produzieren einfach weg – es ist eine Tatsache dagegen, dass das Essen, das einer Milliarde Menschen fehlt, in unserer westlichen Wirtschaft weggeworfen wird. Das bedeutet, dass bei einem bedarfsgerechten Produzieren und verteilen von Gütern, möglicherweise ein Drittel der aktuell in der Wirtschaft arbeitenden Menschen nichts mehr zu tun hätten, da der Bedarf bereits abgedeckt wäre. Das bedeutet auch ihren Bedarf, an alles was sie fürs Leben brauchen, wäre damit abgedeckt. Warum dann für das Wirtschaften zwangsläufig  arbeiten? Warum nicht stattdessen abwechselnd arbeiten? Oder nur 10-15 Jahre im ganzen Leben?

Ich stelle mir vor, dass, in Zeiten wenn vieles nicht mehr notwendig ist, nur ein geringer Anteil der Gemeinschaftsmitglieder tatsächlich überhaupt was zu tun hätten und das die, die gebraucht wären, dies als Selbstverpflichtung erfüllen. Sind diese Pflichten gegenüber der Gemeinschaft dann noch Arbeitsplätze, die ein Mensch braucht? Oder sind sie selbstverständliche Dienste an die Gemeinschaft (und hier ist die Große Gemeinschaft aller Wesen gemeint), die jeder eine Zeitperiode seines Lebens freiwillig  und selbstbestimmt  leisten möchte ?

Ist, in einer sich bewussten Gemeinschaft aller Menschen, nicht auch eine selbstverständliche Selbstverpflichtung eines Jeden gegenüber der Gemeinschaft vorauszusetzen? Eine Selbstverpflichtung, die ein ehrenamtliches Wirken eines jeden Gemeinschaftsmitglied  für die Gemeinschaft  implizit beinhaltet? Und das solange dieses Wirken notwendig  ist? Eine Selbstverpflichtung im vollsten Vertrauen, dass das, was von dem Einen Allen gegeben wird, durch Achtung und sichere Unterstützung des Lebens, auch von Allen dem Einem wieder zurück gegeben wird?

Ich stelle mir für uns alle eine Gesellschaft vor, in der es für jeder eine Freude ist, zum Wohle aller Wesen und der Umwelt, nach eigene Begabung und Fähigkeit, jedoch auch nach Notwendigkeit, einen freiwilligen Dienst zu leisten – ein Geschenk und Gabe in dem Wissen, dass wir alle für uns gemeinsam Sorge tragen und keiner von uns jemals ohne Unterstützung bleiben kann. Dabei würden wir uns sicher vom Konsumismus verabschieden und unsere Aufmerksamkeit auf die wesentliche Aspekte des Lebens richten – Aspekte die jeder von uns schon immer in seinem Inneren spürt. Natürlich bedarf es dafür einer weitergehenden spirituellen Entwicklung, an der wir alle gemeinsam uns bewusst beteiligen. Ich  sehe da kein Problem – das Potential ist offensichtlich vorhanden. Warum tun wir  das noch nicht? Was genau hält uns davon ab?

22.09.2013 / Das fraktalische Muster dessen, was IST …

Der spannendste Augenblick im Wahrnehmungsprozess meines Selbst, im Bezug und Kontext meiner Umwelt, ist stets der Augenblick, wenn es mir, immer wieder erneut, bewusst wird, dass das, was ich gerade anfange systemisch zu erahnen – also das gerade von meinem Verstand „begriffene“ Um-Welt-System – seinerseits lediglich nur ein weiteres Sandkorn im unendlichen Sandmandala des Universums ist. Klar, die Erkenntnis ist nicht neu – jedoch stets verblüffend wenn absichtlich bewusst betrachtet.

Die Frage die sich mir dann sogleich stellt ist: Als Mensch, verglichen mit dem unendlichen Bild des Universums, kann ich nur ein sehr begrenztes bewusstes Dasein erleben – wo liegt im Angesicht dieser Tatsache die gesunde Grenze dessen, worüber ich mir, in meiner sehr begrenzte bewusste Existenz, überhaupt gewahr werden kann oder gar sollte? Was kann ich bewirken, wenn ich mich für diese, oder jene Entwicklung entscheide, und wer, was ist davon tatsächlich betroffen? Was ist, oder gar sollte mir wichtig sein, in meinem menschlichen Leben? Welche sind die tatsächlichen Prioritäten, die gesetzt werden sollten, und anhand welcher Kriterien kann ich sie überhaupt als für mich „richtig“ erkennen?

Bisher lasse ich mich von meinem Bauchgefühl, von meiner Intuition, von dem was ich (und andere) „ die Quelle“ nenne führen – ich habe keine logische Erklärung für vieles was ich spüre und trotzdem fühlen sich die Entscheidungen, die ich treffe, „gut“ an. Sie fühlen sich für mich gut an und deswegen treffe ich sie und vielleicht auch dadurch kann ich behaupten, dass ich ein behütetes, gesegnetes Leben geführt habe und stets führe. Wie fügt sich das, jedoch, in das viel größere Bild der Menschheit? Was nehme ich wahr, von dem was anderen Menschen „gut“ tut, was für andere Menschen sich „gut anfühlt“, wodurch andere Menschen sich in ihrem Leben sicher und behütet fühlen und dadurch wohl ?

Wenn ich als menschliches Wesen ein (sehr komplexes – ein Wunder) System bin, dann bin ich auch ein integraler Teil eines viel größeren Systems – der Menschheit. Die ein integraler Teil eines viel größeres Systems ist – der Erde. Die ein integraler Teil eines viel größeres Systems ist – des Sonnensystems … und unendlich so weiter. Und bereits nach den ersten fraktalischen Stufen wird es mir klar vor den inneren Auge geführt, wie unbedeutend mein materielles menschliches Streben nach Reichtum und vermeintliche Sicherheit ist und wie oft, gerade wegen diesem Streben, ich einfach vergesse das sehr vergängliche Wunder des Lebens zu genießen. Ein Wunder dessen ich ein integraler Teil BIN.

Vielleicht ist der SINN das Leben in seiner Vielfalt zu hüten, überhaupt zu bewahren und bewusst dafür zu sorgen, dass es über-lebt ?  Vielleicht sind wir Menschen nur deswegen da, um zu ermöglichen, dass das Leben die fraktalischen Entwicklungs-Stufen des Unbekannten erklimmen kann? Kann das die Aufgabe sein …?

07.09.2013 / Was soll „Work-Life-Balance“ sein …?

Ich beobachte, dass es immer mehr Menschen bewusst wird, dass es ein Gleichgewicht geben muss, zwischen dem, was einem „Spaß“ macht, und dem, was einem ermöglicht sich seinen persönlichen „Spaß“ zu „leisten“. Gleichzeitig sind es extrem wenige Menschen, die von sich behaupten können, dass sie ihren „Lebensunterhalt“ – also die Berechtigung zum Leben! – sich damit „verdienen“ in dem sie einer Beschäftigung nachgehen die einer wirklichen „Berufung“ entspricht, ihnen intim-persönlich auch Spaß macht und ihnen geistige wie körperliche Erfüllung bringt.

Ich persönlich bin keine Ausnahme – auch ich würde gerne auch die anderen Seiten meines Potentials mehr entfalten und ausgiebiger ausleben können, als die „freie“ Zeit, die mir nach dem „Lebensunterhaltverdienen“ übrig bleibt, mir es in der Tat erlaubt. Diese Tatsache beobachtend stellt sich mir dringend die Frage, die fast zur allgemeinen „Binsenweisheit“ geworden ist, ob ich im Moment mein „Lebensunterhalt“ mit der „richtigen“ Arbeit bestreite und ob ich nicht „was anderes“, „besseres“, zu mir „passenderes“ tun sollte? Mich so was zu fragen fällt mir gar nicht schwer, denn sie ist sozusagen „in aller Munde“. Merh noch: Dieser Frage nachzugehen ist die Grundlage des „Lebensunterhaltverdienens“ einer ganzen Wirtschaftsbranche geworden: sehr viele Menschen mit wirtschaftlichem Sinn haben ein sehr gutes „Geschäftsmodell“ darin gefunden: sie bieten anderen Menschen, die auf der Suche nach deren „Berufung“, die dann in eine „Arbeit“ münden soll die gleichzeitig „Spaß“ macht und das „finanzielle Überleben“ sichert, kostenpflichtige „Unterstützung“.

Und das Geschäftsmodell ist tatsächlich erfolgreich – in meinem Empfinden jedoch, nur für die, die davon leben, dass andere Menschen der angebotenen „Unterstützungsleistung“ gebrauch machen. Die Menschen, die sich (ob freiwillig oder vom Arbeitsmarkt gezwungen) zur „beruflichen Selbstfindung“ beraten lassen, kommen über kurz oder lang unweigerlich zu dem Erkenntnis, dass Ihnen in dem aktuellen systemischen Gefüge nur folgenden praktikablen Alternativen möglich sind: sich mit ihrer „Berufung“ „Selbständig“ zu machen und ihr „eigener Chef“ zu werden – es zu versuchen die eigene Berufung zum erfolgreichen Geschäftsmodell umzuwandeln, oder solange zu suchen, bis sie eine Arbeit/Arbeit“geber“ Kombination finden, die ihnen die gewünschte Erfüllung in einem Angestelltenverhältnis ermöglicht.

Gut, es gibt natürlich auch die Möglichkeit „auszusteigen“, oder, wenn ein greifendes Sozialsystem vorhanden, sich materiell einzuschränken und am Lebensminimum zu überleben. Diese Variante würde die innere und gar äußere Freiheit eines sich der spirituellen Entwicklung widmenden Individuum zwar garantieren, wird jedoch aktuell von der Mehrheit der Menschen als „parasitäres Leben auf Kosten der Gesellschaft“ betrachtet und somit gesellschaftlich verpönt. Der Mensch muss was marktwirtschaftlich anerkanntes „leisten“ um seine Dasein Berechtigung in der Gesellschaft zu haben. Das müßige „Nichtstun“ und die Entfaltung und das Ausleben von Fähigkeiten, die offensichtlich nicht „marktwirtschaftlich produktiv“ sind, ist von der heutigen Allgemeinheit nur den Menschen erlaubt, die, in irgendeiner Weise (das „wie“ ist ein Thema für sich), die eigene „Lebenskosten“ bereits vorher  gedeckt haben können oder dafür sorgen können, dass diese Kosten durch „großzügige Spendern“ gedeckt werden.

Was übrig bleibt ist die Mehrheit der Menschen, die entweder die meiste ihrer Lebenszeit einer Arbeit widmen, die sie nur für das Lebensunterhaltverdienen verrichten, oder, wenn sie „ihr eigener Chef“ sind, der Jagd nach „Kunden“ und „wirtschaftlichem Erfolg“ und der Ausfertigung der eigenen Buchhaltung und der Unterlagen für das Finanzamt opfern müssen. Der Stress für die Bewältigung dieses inneren Ungleichgewichts, zwischen dem was dem inneren Wunsch entspricht und dem was tatsächlich möglich ist, ist vor allem diesen Menschen vorbehalten, denn sie haben meist viel Mühe in ihrer „Freizeit“ dem nachzugehen wonach ihr Herz verlangt.

Interessanterweise, genau aus dieser Situation hat sich einer der erfolgreichen Beratungs- und Coaching-Bereiche entwickelt: die Zeitmanagement-Beratung, oder, wie es neulich sehr gerne benannt wird – das Work-Life-Balance Coaching. Mit anderen Worte: es gibt Menschen, die es wissen wollen und gerne in teuer bezahlte Seminare und Schulungen weitergeben möchten, wie, trotz eines überdimensioniertes Lebensunterhaltverdienens, ein Mensch sein ganzes Potential entwickeln und sein Leben in ein gesundes Gleichgewicht halten kann. Das soll ganz leicht sein – wie der Name es besagt: Arbeit ist Arbeit, persönliches Leben ist persönliches Leben und mit der richtigen Planung kann „das alles“ in einem gesunden Gleichgewicht gehalten werden – eine Sache der Organisation und der persönlichen Entscheidung über Prioritäten und Reihenfolge. Es gibt „zertifizierte“ „Methoden“, „Konzepte“ und „Masterpläne“, die alles berücksichtigen was ein Mensch tun soll, um auch sein menschliches Dasein ausleben zu können. Nach der Arbeit, selbstverständlich.

Nun, an dieser Stelle drängen sich mir folgende Fragen auf:

–       Kann es Arbeit ohne Leben und Leben ohne Arbeit geben – mit anderen Worten: lebe ich nicht  wenn ich arbeite?

–       Warum wird gerade diese Trennung so im Vordergrund gestellt? Soll „Arbeit“ als ein „notwendiges Übel“ angesehen werden und so „organisiert“ sein, dass es doch auch Zeit zum Leben übrig bleibt? Zeit zur Erholung, die dann zum Weiterarbeiten wieder befähigt? Zum „marktwirtschaftlichen produktiven“ Arbeiten? Wie „produktiv“ müssen wir Menschen denn sein?

–       Was/wer steckt tatsächlich dahinter? – kann es sein, dass es vielleicht mal wieder ein Versuch ist, die Aufmerksamkeit von den Ursachen von Stress auf die einfachere Bekämpfung der Symptomen zu lenken?

–       Sind das Leben und die Arbeit tatsächlich gegensätzlich? Und wenn nicht, wozu wird ein künstliches Gleichgewicht benötigt?

–       Wer hat Interesse und welches Interesse soll es sein, dass das Leben und die Arbeit als Gegensätze auf die Waage gestellt werden?

–       Woher kommt es überhaupt und in der Tat, dass so viele Menschen die Arbeit nicht als erfülltes Leben empfinden können und Hilfe bei der Bewältigung von Arbeitsstress benötigen? Wer hat Interesse, dass sinnloses, stressvolles Arbeiten von Menschen verrichtet und sogar als lebens-notwendig empfunden wird?

–       Oder ist hier vielleicht nur ein falsches Verständnis der innigen Bedeutung von Arbeit im Leben entstanden, das letztendlich die Ursache von Stress wurde?

–       Und ist das falsche Verständnis absichtlich verursacht worden? Von wem und warum?

–       Und nicht zuletzt: Warum wollen so viele Menschen gerade damit so viel Geld verdienen, um ein künstlich erzeugtes Ungleichgewicht noch künstlicher auszugleichen?

In meinem Empfinden gibt es die Trennung zwischen der Arbeit und dem privatem Leben nicht. Ich lebe in jedem Augenblick, ob ich einer Aktivität nachgehe, bei der ich nur Anteile meines Potential verwende und mit der ich meinem Lebensunterhalt in diesem System bestreite, oder ob ich müßig meine Zeit mit „unproduktivem Nichtstun“ oder der persönlichen Entwicklung verbringe. Und es liegt an mir persönlich, ob ich diese Ausprägungen meines Selbst als getrennt, oder stets vereint einsehe und betrachte. Der Lern- und Weiterentwicklungsprozess findet ununterbrochen statt, wenn ich mir dessen was ich tue bewusst bin. Das, worauf ich mich bewusst einlasse macht mir Spaß und eröffnet mir stets neue Möglichkeiten der Selbsterkenntnis, ob Lebensunterhaltverdienen oder privates Vergnügen.

Persönlich empfinde ich es als sehr gefährlich das „private Leben“ als getrennt von der Zeit in der ich einer „Arbeit“ nachgehe zu betrachten. Noch gefährlicher erscheint mir der Versuch diese Bereiche auf die Waage zu stellen und ein künstliches „Ausgleich“ zu erzeugen, in dem der Mensch in seinem privaten Leben mit „Erholungsaktivitäten“ und „Gesundheitsvorsorge“ „fit für die Arbeit“ gehalten werden sollte. Fit für eine Arbeit die in ihrer Sinnigkeit und Notwendigkeit, von denen die dieses Gleichgewicht und die dafür „notwendigen Instandhaltungsmaßnahmen“ befürworten, nicht mal im Ansatz hinterfragt wird. Der Mensch soll ein „ausgeglichenes Leben“ führen und deswegen, was an einem Ende systembedingt fehlt, soll einfach an das andere Ende im Überfluss sein. Das ist meiner Ansicht wie ein neuer Anstrich auf eine rostige Stelle – sieht eine kurze Zeit besser aus und dann gibt es doch ein Loch das nicht mehr repariert werden kann. Gleichzeitig, ist es mir auch klar, das in der heutigen Zeit dieser Ausgleich für sehr viele Berufstätige notwendig ist – nur, ist er auch die Lösung, die dafür sorgt, dass dieser Ausgleich irgendwann nicht mehr notwendig wird, weil die Ursachen wirklich beseitigt wurden?

Der Mensch, wie auch jedes anderes Wesen, wie das Leben an sich, ist keine Maschine die „konfiguriert“ und „in Stand“ gehalten werden soll, oder gar möchte. Wenn es im Leben eines Menschen ein Ungleichgewicht wegen der „Arbeit“ entsteht, dann, nach meiner Wahrnehmung, passiert es weil das, was der Mensch IST, in der zum Leben vorhandenen Umgebung nicht SEIN kann. Die Lösung hier, da diese Umgebung von Menschen für Menschen willkürlich erschaffen wurde, ist für mich nicht die Menschen zwangsläufig an diese künstliche Umgebung anzupassen, indem sie zum künstlichen Ausgleich getrimmt werden, sondern eine neue, dem Leben wohltuende Umgebung zu kreieren, in der die Menschen gerne und erfüllt Arbeiten als Teil des Lebens erleben können. Eine Umgebung in der das Arbeiten der inneren Berufung eines Menschen entspricht und somit ihm Spaß macht und Erfüllung mit sich bringt.

Eine solche lebensfreundliche Umgebung kann sich, nach meiner Empfindung, ein einzelner Mensch alleine, oder eine kleine Gruppe von Menschen, nur im ganz groben Ansatz vorstellen – dafür sind die Blickwinkel und Ansichten aller daran beteiligten Lebewesen (nicht nur der Menschen) notwendig, die gemeinsam das Neue schöpferisch erschaffen. Meines Erachtens ist es töricht  und hochmutig zu erwarten, dass wenige Menschen, anhand von historisch-spezifisch angedachten „Methoden“ und „Konzepten“, die unterdessen, ob bewusst oder nicht, vorwiegend bestimmten marktwirtschaftlichen Gruppeninteressen vertreten, für alle andere Menschen und für das gemeinsame Leben auf diesem Planeten die Verhaltensregeln für den „richtigen“ Weg ersehen und allen anderen aufzeigen könnten.

Die Entwicklung einer nachhaltigen Lebensgemeinschaft kann, nach meiner aktuellen Wahrnehmung, nur noch in höchster Achtung und tiefem Respekt gegenüber dem Leben so wie es IST. Achtsame Wahrnehmung der Gleichwertigkeit aller Lebewesen (wovon die Menschen nur ein kleiner Anteil sind) und der massiven Co-Abhängigkeit und Nicht-Zertrennbarkeit im gemeinsamen Koexistenz ist hierfür unabdingbar. Eine nachhaltige Lebensgemeinschaft kann nur von allen daran Beteiligten gemeinsam, mittels eines bewussten Dialogs erschaffen werden. Dabei ist das respektvolle gegenseitige Zuhören und Wahrnehmen der jeweilig notwendigen und bedarfsgerechten Freiheiten und Pflichten der Individuen und Wesen-Arten sehr wichtig. Ego-getriebene Einzelinteressen, Besitzansprüche, Machtstreben und manipulatives Verhalten sind dabei die Haupthindernisse auf dem Weg zu einer Lebensweise die allen Beteiligten gemeinsam wohltuend ist.

So können auch für uns Menschen die Arbeit und das (private)Leben wieder zu der natürlichen Einheit werden, die sie eigentlich schon immer SIND. Einheit die jedoch im Laufe der Geschichte, aufgrund der Verfolgung einzelnen egozentrischen Ziele, anscheinend verloren gegangen ist und heute zu einer künstlichen Spaltung in unserer unbewussten Wahrnehmung führt. Wir haben selbst das Ungleichgewicht kreiert und zwar alle gemeinsam – einige von uns haben es angestoßen, viele von uns „verklären“ es heute noch, die meisten von uns nehmen es unbewusst als gegeben an und richten danach unser Leben. So haben wir uns entwickelt und wurden zu der Menschheit die wir heute sind. Diesen Lebens-Zustand verändern? Das können nur wir, alle gemeinsam. Dafür braucht es allerdings eine bewusste und klare Absicht es auch tun zu wollen.

10.08.2013 / Selbst-Ständig, Unternehmer, selbständiger Unternehmer …?

Im heutigen wirtschaftlichen Gefüge sind Attribute wie „Selbständigkeit“ und „Unternehmer“ quasi selbstverständlich mit hohe Intelligenz, Umsetzungskraft und besondere Fähigkeiten assoziiert. Gleichzeitig werden sie jedoch auch mit sozialen Werte wie Selbstbestimmtheit, Innovation- und Entwicklungspotential und dadurch implizit mit Freiheit und Unabhängigkeit gleichgesetzt. Für viele Menschen ist ein „Selbständiger Unternehmer“ ein Symbol für die Entscheidungs-Freiheit im Bezug auf die Gestaltung des eigenen Lebens.

Was wird heute im Allgemeinen wirklich darunter verstanden, wenn ein Mensch als „Selbständiger“ oder/und „Unternehmer“ bezeichnet wird? Ich stelle mir ernsthaft die Frage, ob das, was heute als „Selbständiger“ gelebt wird, mit dem tatsächlichen Erleben eines Selbstständig-Seins übereinstimmt?  Und im welchem Umfang ein „Unternehmer“ tatsächlich etwas schöpferisches unternimmt, um wirklich das Unternehmer-Sein  erleben zu können?

Ich beobachte, dass mit der Kategorisierung eines Menschen als „Unternehmer“ und/oder „Selbständiger“ werden dem jeweiligen Menschen fast automatisch eine Reihe von weiteren „Leistung“-Merkmale zugeordnet, wie z. B. besondere  Erfahrung, Expertise, Führungsqualitäten, wirtschaftlicher Erfolg, finanzielles Reichtum (mindestens als Ziel), Eliteanspruch und besondere Rechte und Privilegien zugesprochen; es werden jedoch zum Teil auch extrem hohe Anforderungen und Erwartungen an die von diesem Menschen zu erbringenden „Leistungen“ gestellt.

Kann das im Einklang mit einer gelebten Entscheidungs-Freiheit und Selbstbestimmtheit des Menschen sein? Und überhaupt, in diesem Spezialfall: Ist ein Mensch, der heute als „selbständiger Unternehmer“ tätig ist, tatsächlich selbständig oder sogar Unternehmer , so wie die „marktübliche“ Berufs- und Tätigkeitsbezeichnungen es vorgeben wollen?

Was qualifiziert tatsächlich einen Mensch als „Unternehmer“? Kann ein Mensch nur in Verbindung mit einem „erfolgreichen marktwirtschaftlichen Geschäft“, einem sogenannten guten „Business Plan“, als Unternehmer bezeichnet werden? Ist ein Unternehmer nur ein Mensch, der erfolgreich etwas „vermarkten“ kann, auch wenn die Vermarktung schließlich nur der eigenen Bereicherung dient? Und ist ein Unternehmer, nach der marktwirtschaftlicher Definition, auch ein Mensch der tatsächlich sein schöpferisches Potential zum Wohle deren einsetzt, ohne die sein Unternehmer-Sein gar nicht existieren könnte?

Wann ist ein Mensch tatsächlich „selbständig“ – Sind Menschen die als Freiberufler und Einzelunternehmer arbeiten „selbständiger“ als die Menschen die „angestellt“ ihr Lebensunterhalt verdienen? Wie definiert sich „Selbständigkeit“? Nach welchen Kriterien wird „beurteilt“ ob ein Mensch „selbständig“ ist, oder nicht? Was für einen Einfluss hat das heutige Denken über „Selbständigkeit“ auf unsere Umwelt – tut es uns allen gut, wenn wir alle nach den heutigen Maßstäben „Selbständig“ werden? Und leben wir dann, wenn wir nach den Maßstäben des aktuellen Wirtschaftssystem als „Selbständige“ bezeichnet werden können, in der Tat SELBST-STÄNDIG?

Warum wird heute das „unternehmerisch Selbständig-Sein“ von so vielen Menschen in sozial-beratenden Berufen als „Weg der spirituellen Weiterentwicklung“ gesehen und empfohlen – hat das eine Berechtigung, oder ist es nur ein weiterer Versuch sich der „Marktnachfrage“ nach eine Verbindung zwischen dem heutig praktizierten Konsum-Wirtschaften und dem spirituellen Wachstum anzupassen? Bringt das heiß empfohlene marktwirtschaftliche „Selbständig-Sein“ den Menschen mehr Zusammenhalt und Frieden in ihr Leben, oder führt eher zu noch mehr Stress, Abgrenzung, Konkurrenz und Trennung?

Ich frage mich: Hilft das alles einem Wandel zu einer Welt in der alle miteinander entspannter, zufriedener und glücklicher leben können?

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